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Umgang mit unerwünschtem Verhalten

Diese Frage hat vermutlich jeden Katzenhalter schonmal beschäftigt: Wie kann ich meiner Katze unerwünschtes Verhalten abgewöhnen, sei es am neuen Sofa zu kratzen, Essen vom Tisch zu klauen oder die Küchenarbeitsplatte als Schlafplatz zu benutzen? Mit unerwünschtem Verhalten meine ich explizit Verhalten, dass aus Katzensicht völlig akzeptabel ist und nur den Menschen stört.

Manche Halter versuchen das Verhalten mit Strafe zu bearbeiten. Im besten Fall erreichen sie damit, dass ihre Katze das Verhalten nur noch zeigt, wenn sie nicht anwesend sind. Im schlimmsten Fall handeln sie sich jede Menge Nebenwirkungen ein und verlieren das Vertrauen der Katze.

Andere nehmen das Verhalten hin, da man Katzen ja sowieso nicht erziehen kann und ärgern sich einfach still darüber.

Ich möchte euch heute ein allgemeines Vorgehen vorstellen, mit dem ihr eurer Katze unerwünschtes Verhalten effektiv und katzenfreundlich abgewöhnen könnt. Dazu braucht es nur ein bißchen Kreativität, die Fähigkeit sich in die eigene Katze hineinzuversetzen und vier Schritte:

1) Bedürfnis erkennen
2) Alternativverhalten ermöglichen
3) Alternativverhalten verstärken
4) unerwünschtes Verhalten verhindern

Damit diese vier Schritte etwas greifbarer werden, möchte ich sie mit euch gerne anhand eines häufigen Beispieles durchgehen: Dem Kratzen am Sofa.

 

Bedürfnis erkennen

Katzen tun nichts „einfach so“ oder gar um euch zu ärgern. Sie tun Dinge, weil sie damit ein Bedürfnis befriedigen wollen. Kratzen ist da gleich ein sehr komplexes Beispiel: Katzen kratzen um ihre Krallen zu schärfen, um ihr Revier zu markieren, um sich nach dem Schlafen zu strecken, um überschüssige Energie oder Frust abzubauen, als Spielaufforderung, um die Aufmerksamkeit ihres Menschen zu erregen und so weiter.

Warum genau eure Katze gerade am Sofa kratzt, könnt ihr am besten ermitteln, indem ihr mal darauf achtet wann und in welchen Situationen sie das tut. Steht das Sofa direkt vor dem Fenster, vor dem öfter der Nachbarskater vorbeiläuft? Dann liegen Reviermarkierung und eventuell Frustabbau nahe. Kratzt sie nur, wenn ihr im Zimmer seid, dann will sie wahrscheinlich eure Aufmerksamkeit erregen. Kratzt sie direkt nachdem sie auf dem Sofa geschlafen hat, geht es ihr wohl in erster Linie darum ihre Muskeln zu strecken. Natürlich kann das Kratzen in unterschiedlichen Situationen unterschiedliche Zwecke erfüllen. Versucht möglichst alle zu ermitteln. Im Zweifelsfall könnt ihr auch bei den nächsten Schritten ein wenig ausprobieren und bei Bedarf nachsteuern.

 

Alternativverhalten ermöglichen

Nachdem ihr nun wisst, oder mindestens eine starke Vermutung habt, warum eure Katzen gerade am Sofa kratzt, solltet ihr euch überlegen, was sie denn stattdessen tun soll. Beim Kratzen liegt die Antwort auf der Hand: An ihrem Kratzbaum kratzen natürlich. Dazu ist er ja da.

Jetzt kommt aber der Clou: Kann der Kratzbaum das (Haupt-)Bedüfnis eurer Katze überhaupt befriedigen? Ein Kratzbaum, der an der Innenwand des Wohnzimmers steht ist zum Reviermarkieren völlig ungeeignet, da das Revier vor allem an den Außengrenzen markiert wird. Der Kratzbaum im Gästezimmer, wo ihr nie seid, eignet sich kaum, um eure Aufmerksamkeit zu erregen. Dazu kommt, dass ihr darauf wahrscheinlich sowieso nicht reagieren würdet. Da ist das Sofa viel effektiver.

Zum Glück habt ihr jetzt das nötige Wissen, um die Situation zu verbessern. Indem ihr den Kratzbaum an eine passendere Stelle umstellt. Indem ihr vielleicht noch einen zusätzlichen Kratzbaum oder ein Kratzbrett direkt am Fenster anbringt. Oder indem ihr eurer Katze ein Signal an die Pfote gebt, mit dem sie eure Aufmerksamkeit auf sich lenken kann.

 

Alternativverhalten verstärken

Häufig reicht es eurer Katze schon, wenn sie erlaubte Kratzgelegenheiten an passenden Stellen vorfindet. Darauf verlassen dürft ihr euch aber nicht. Es ist gut möglich, dass sie die Alternative erst als erlaubt und sinnvoll kennenlernen muss. Dabei könnt und solltet ihr sie unbedingt unterstützen. Belohnt eure Katze also dafür, dass sie den neuen Kratzbaum benutzt, z.B. mit einer kleinen Spieleinheit oder einem Leckerbissen. Gebt ihr unbedingt die gewünschte Aufmerksamkeit, wenn sie ihr neues Verhalten anbietet und sich z.B. vor euch setzt und euch anschaut. Die besten Ergebnisse werdet ihr dabei erzielen, wenn die Belohnung das aktuelle Bedürfnis eurer Katze möglichst gut trifft. Denkt dabei z.B. auch an das Material des Kratzbaumes. Reviermarkierungen sollte man sehen können.

 

Unerwünschtes Verhalten verhindern

Dieser letzte Schritt ist nicht immer notwendig, aber oft sinnvoll. Gerade wenn eure Katze das unerwünschte Verhalten schon länger gezeigt hat, ist es oft zur Gewohnheit geworden. Gewohnheiten abzulegen ist schwer und es ist gut möglich, dass ihr eurer Katze das Kratzen am Sofa verwehren müsst, damit sie überhaupt auf die Idee kommt sich eine Alternative zu suchen und das neue Kratzbrett für sich entdeckt.

Wichtig: Auch dieses Verwehren könnt ihr freundlich, katzengerecht und ohne Strafe angehen. Außerdem sollte zu diesem Zeitpunkt unbedingt bereits eine geeignete Alternative zur Verfügung stehen, damit eure Katze ihr Bedürfnis weiterhin befreidigen kann.

Legt für ein paar Tage oder Wochen eine Decke oder ein Tuch über das Sofa, möglchst mit einer realtiv glatten Oberfläche, die sich nicht zum Kratzen eignet. Stellt (vorübergehen oder dauerhaft) eine Pflanze oder ein Schränckchen vor die bevorzugte Kratzstelle. Bringt einen Sichtschutz an, damit sich eure Katze gar nicht mehr so sehr über den Anblick des Nachbarskaters aufregen muss. Oder hängt das Kratzbrett einfach direkt ans Sofa, damit eure Katze die bevorzugte Kratzstelle einfach weiterbenutzen kann.

Ihr seht schon, es gibt für jedes Problem eine ganze Reihe möglicher Vorgehen, aus denen ihr die für euch und eure Katze individuell passende aussuchen könnt.

Analog könnt ihr bei fast jedem unerwünschten Verhalten vorgehen, indem ihr einfach die vier Schritte durchgeht. Dabei werden euch bei unterschiedlichem Verhalten unterschiedlichen Schritte sehr einfach fallen und andere vielleicht etwas mehr Nachdenken oder Training benötigen. Eine machbare Lösung findet sich aber in fast allen Fällen.

Und dann könnt ihr euch über den ganz großen Vorteil dieses Vorgehens freuen: Ihr habt das Verhalten eurer Katze sehr effektiv in andere Bahnen gelenkt, indem ihr mit ihr statt gegen sie gearbeitet habt.

Ihr habt allgemeine Fragen zu Verhalten, Erziehung und Beschäftigung von Katzen? Schreibt mir gerne eine E-Mail an blog@felipaws.de mit euren Themenwünschen.