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Die Regeln der Katzenhaltung

Kennt ihr sie auch, diese Regeln der Katzenhaltung, die online gerne verbreitet und teilweise mit schon beinahe religiösem Eifer verteidigt werden?

Ich habe heute mal einige dieser Regeln rausgepickt und verrate euch, was dahinter steckt, und wie streng man sich wirklich daran halten „muss“:

 

Trockenfutter bringt eure Katze um

Ja, das böse Trockenfutter. Wenn man das Internet fragt, müsste es die Todesursache Nummer 1 bei unseren Hauskatzen sein. Aber was ist daran eigentlich so schlimm?

Grundsätzlich gibt es zwei Gegenargumente zu Trockenfutter:

1) Trockenfutter enthält oft einen geringen Fleischanteil und viel Getreide. Das ist für den obligatorischen Fleischfresser Katze natürlich alles andere als eine gesunde Ernährung. Allerdings gilt dasselbe auch für manche Nassfuttersorten. Auf der anderen Seite gibt es durchaus Trockenfutter mit einem Fleischanteil von 80%. Wenn man also auf die Inhaltsstoffe achtet, kann man durchaus auch hochwertiges Trockenfutter finden.

2) Katzen erhalten bei Fütterung mit Trockenfutter nicht genügend Flüssigkeit. Das ist tatsächlich ein gewichtiges Argument gegen Trockenfutter. Die Falbkatze, die Vorfahrin unserer Hauskatze, lebt in den Halbwüsten Afrikas. Da es dort wenig Wasser gibt, deckt sie ihren Flüssigkeitsbedarf zum größten Teil über ihre Nahrung. Entsprechend trinkt sie sehr wenig. Dieses (fehlende) Verhalten ist in den Genen unserer Hauskatzen noch ziemlich verankert. Wenn eine Katze nun wenig trinkt und dazu auch noch Trockenfutter erhält, nimmt sie tatsächlich oft zu wenig Flüssigkeit auf.

Ich kenne aber auch durchaus Katzen, die sehr gut trinken, wenn sie Trockenfutter bekommen. Bei denen minimiert sich das Problem mindestens. Meine Gipsy gehört defintiv nicht zu diesen Katzen. Andererseits setze ich sehr gerne Trockenfutter zur Beschäftigung ein. Ich löse das Problem so, dass ich in Gipsys täglichen Feuchtfutterportionen zusätzliches Wasser untermische und damit die fehlende Flüssigkeitszufuhr wieder ausgleiche. Dann spricht aus meiner Sicht überhaupt nichts dagegen, dass sie sich täglich ihre Portion (hochwertiges) Trockenfutter erarbeiten darf.

 

Katzen darf man nie alleine halten

Früher galten Katzen als Einzelgänger. Inzwischen wissen wir, dass sie durchaus von sozialen Kontakten mit Artgenossen profitieren. Allerdings sind Katzen in der Auswahl ihrer kätzischen Sozialpartner sehr wählerisch. Viele schwierige oder sogar gescheiterte Zusammenführungen können davon berichten. Darüber hinaus hängt die soziale Kompetenz einer Katze auch ganz massiv davon ab, welche Erfahrungen sie in ihren ersten Lebenswochen (der sogenannten sensiblen Phase) mit Artgenossen gemacht hat. Kurzum: Manche Katzen sind sehr sozial, manche eher Einzelgänger und keine Katze versteht sich mit jeder anderen Katze.

Für Freigänger ist das meist kein allzu großes Problem: Wenn sie alleine sind, können sie sich ihre Sozialpartner draußen suchen, wenn sie sich nicht mit ihrer Mitkatze im gleiche Haushalt verstehen, haben sie Möglichkeiten einandern aus dem Weg zu gehen. Im schlimmsten Fall wandert eine Katze ab und sucht sich ein neues zu Hause.

Schwieriger wird es bei reinen Wohnungskatzen: Hält man sie alleine, haben sie keine Möglichkeit ihr Bedürfnis nach kätzischen Sozialkontakten auszuleben. Leben sie mit einer Katze zusammen, die nicht zu ihnen passt, müsse sie das ertragen. Deswegen ist es gerade bei Wohnungshaltung sehr wichtig, die individuellen Bedürfnisse der eigenen Katze einzuschätzen und nach einem passenden Partner zu suchen. Einem notorischen Einzelgänger eine andere Katze vor die Nase zu setzen ist dabei genauso wenig sinnvoll, wie eine gut sozialisierte Katze alleine zu halten. Wer mit wem und wie viele ist eine individuelle Entscheidung, für die es keine allgemeingültige Regel geben kann.

 

Anzahl Katzenklos >= Anzahl der Katzen + 1

Auch wenn sich die meisten Katzen mit weniger idealen Zuständen zufrieden geben: Katzen benutzen für ihr großes und ihr kleines Geschäft gerne unterschiedliche Stellen. Sie benutzen außerdem ganz gerne Stellen, die nicht von anderen Katzen benutzt werden. Genaugenommen sollte die Regel also heißen: Anzahl Katzenklos >= Anzahl Katzen * 2. Spätestens bei drei oder vier Katzen ist das aber etwas viel verlangt. Wer hat schon Platz um sich 6 oder 8 Katzenklos ins Haus zu stellen.?Deswegen hat man die Anzahl Katzen + 1 Regel aufgestellt. Damit kommen Katzen normalerweise sehr gut zurecht. Vorausgesetzt ihr macht die Klos regelmäßig mehrmals am Tag sauber und sie entsprechen sonst den allgemeinen Ansprüchen, die eine Katze stellen darf: Nicht zu klein, feines, staubarmes Streu und möglichst ohne Deckel. Ausnahmen bestätigen auch hier wieder die Regel.

 

Anzahl katzengerecht eingerichtete Zimmer >= Anzahl der Katzen + 1

Klingt wie die Regel oben, hat auch ähnliche Gründe, unterscheidet sich aber doch etwas. Jede Katze, egal wie sozial sie ist, möchte sich manchmal zurückziehen und Zeit für sich haben, ohne von den Mitkatzen genervt zu werden. Manchmal wollen das alle Katzen im Haushalt gleichzeitig. Dazu kann es auch z.B. bei Krankheiten nötig sein, die Katzen vorübergehend zu separieren. Deswegen braucht man schonmal mindestens so viele Zimmer wir Katzen.
Und warum jetzt noch eins mehr? Ganz einfach: Katzen haben gerne die Wahl. Wenn jede Katze sich bereits ein Rückzugszimmer ausgesucht hat, sollte die letzte immer noch entscheiden können, ob sie sich lieber ins Wohnzimmer legt, wo gerade die ganze Familie versammelt ist oder ob sie lieber im Arbeitszimmer ihre Ruhe haben möchte.

 

Höchstens so viele Katzen/Tiere wie Hände zum Streicheln da sind

Diese Regel ist noch mehr wie die anderen nur eine grobe Richtlinie. Die Idee dahinter ist, dass ein Mensch alleine nur ein gewisses Maß an Zeit und Aufmerksamkeit hat, die er seinen Tieren zur Verfügung stellen kann. Diese Zeit variiert natürlich je nach Lebensumständen gewaltig. Ein Rentner, der den ganzen Tag zu Hause ist und seine Katzen zu seinem Lebensmittelpunkt erklärt hat, wird sicher mehr Zeit mitbringen als jemand, der Vollzeit arbeitet und sich nur abends und am Wochenende wirklich intensiv mit seinen Katzen beschäftigen kann. Ein notorischer Streuner braucht weniger Aufmerksamkeit als der junge Bengale in Wohnungshaltung.

Wenn ihr darüber nachdenkt eine weitere Katze oder allgemein ein weiteres Tier in eure Familie aufzunehmen, überlegt euch Folgendes: Könnt ihr euren vorhandenen Tieren die Aufmerksamkeit und Zeit geben, die sie brauchen? Und wenn alle zufrieden sind, habt ihr dann immer noch Zeit und Energie übrig, die ihr eurem neuen Mitbewohner widmen könntet? Was ist, wenn mal eines eurer Tiere krank wird? Oder wenn sogar alle gleichzeitig krank sind? Schafft ihr es dann immer noch alle mindestens grundlegend zu versorgen, zu pflegen und ihren Gesundheitszustand im Auge zu behalten? Darum geht es bei dieser Regel. Ob dann die Anzahl der Hände wirklich noch zur Anzahl der Tiere passt, ist zweitrangig.

Ihr merkt, alle diese Regeln haben durchaus ihre Daseinsberechtigung. Allerdings nicht als strenge Gesetze, sondern als allgemeine Richtlinien, die ihr durchaus modifizieren könnt, dürft und sollt. Relevant sind im Endeffekt immer die Bedürfnisse eurer Katze, nicht die einer theoretischen Durchschnittskatze.

Fallen euch weitere Regeln ein, deren Sinn euch nicht ganz klar ist, oder habt ihr allgemeine Fragen zu Verhalten, Erziehung und Beschäftigung von Katzen? Schreibt mir gerne eine E-Mail an blog@felipaws.de mit euren Themenwünschen.