Startseite » Archive für Felipaws » Seite 2

Autor: Felipaws

Erste Hilfe für Silvester

In zwei Wochen ist es wieder soweit, wir begrüßen das neue Jahr. Was für uns Menschen oft mit viel Spaß und Ausgelassenheit verbunden ist, kann für unsere Katzen massiven Stress bedeuten. Sie können den Lärm, das Licht und den Brandgeruch des Feuerwerks nicht einschätzen.

Manche Katzen reagieren sehr souverän und beobachten das Feuerwerk sogar vom Fensterbrett, andere geraten in blinde Panik und verbringen den Jahreswechsel zitternd unterm Bett oder im Keller. Die meisten Katzen liegen irgendwo dazwischen. Für alle Katzen ist es sinnvoll, dass ihr an Silvester einige Maßnahmen ergreift, damit die Angst der Panischen nicht noch schlimmer wird und die bisher Souveränen  auch in den folgenden Jahren so entspannt bleiben.

Silvesterreize abschwächen
Sorgt dafür, dass möglichst wenig der beängstigenden Silvesterreize zu eurer Katze durchdringen. Haltet Türen und Fenster geschlossen, zieht Vorhänge vor und lasst Rollos runter. Mit Decken, Tüchern, Kissen, Matratzen oder auch Pappkartons könnt ihr Geräusche und Licht bei Bedarf noch weiter dämpfen. Auch ein konstant laufender Radio oder Fernseher hilft den Lärm der Knallerei ein wenig abzufangen. Die dürfen an diesem Abend auch ruhig etwas lauter laufen, aber bitte nicht so laut, dass sie für eure Katzen unangenehm werden.

Stress vermeiden
Achtet in den Tagen um Silvester darauf, dass eure Katze möglichst wenig Stress hat. Fremder Besuch, neue Gerüche, umgestellte Möbel, Großputz… das sind alles Dinge, die ihr vielleicht lieber auf eine andere Jahreszeit verlegt. Stress summiert sich und je weniger Stress eure Katze in den letzten Tagen des Jahres hat, desto mehr Reserven hat sie für die Silvesternacht.

Hausarrest
Bitte lasst eure Freigängerkatze mindestens vom 31.12. zum Einbruch der Dämmerung bis zum Morgen des 01.01. im Haus. Das bedeutet zwar eventuell etwas zusätzlichen Stress. Der ist in diesem Fall aber gerechtfertigt. Die Gefahr, dass sie sich in ihrer Panik draußen verletzt, verläuft oder gar von einem Feuerwerkskörper getroffen wird, ist einfach zu hoch. Wusstet ihr, dass an keinem Tag so viele Tiere als vermisst gemeldet werden, wie in der Silvesternacht? Stellt sicher, dass eure Katze nicht dazugehört. (Quelle: Tasso)

Rückzugsplätze anbieten
Stellt eurer Katze Rückzugsplätze zur Verfügung, an die sie sich über Mitternacht verziehen kann. Geht dabei auf die Präferenzen eurer Katze ein. Bevorzugt sie Kartons oder Wäschekörbe? Erhöhte Plätze oder Höhlen in Bodennähe? Könnt ihr eine warme, weiche Decke unters Bett legen? Oder verzieht sie sich bei Angst vielleicht lieber in den Keller? Dann lasst doch einfach die Kellertür einen Spalt offen und richtet ihr dort ein oder zwei warme, gemütliche Plätze ein.

Social Support
Seid einfach da. Manche Katze suchen bei Angst Nähe, andere wollen lieber nicht angefasst werden. Für die erste Gruppe könnt ihr eine Höhle mit euch unter der Decke anbieten oder einfach euren Schoß zum Draufkuscheln. Aber auch für die zweite Gruppe kann eure Anwesenheit einen großen Unterschied machen. Setzt euch in den Raum, den sich eure Katze als Rückzugsort ausgesucht hat. Schaut nicht alle zwei Minuten nach ihr, bedrängt sie nicht, versucht nicht, sie vorzulocken, erwartet nichts von ihr. Seid einfach anwesend und redet gerne ruhig mit eurer Katze, damit sie weiß, dass sie nicht alleine ist.

Beschäftigung / Ablenkung
Sollte eure Katze nur etwas nervös sein, sich aber nicht völlig zurückziehen, könnt ihr ihr die Silvesternacht versüßen, indem ihr sie mit all ihren Lieblingsbeschäftigungen verwöhnt. Egal ob wildes Spiel, Clickertraining, Futtersuche, Kuscheln oder einfach jede Menge besondere Leckerbissen über den Abend verteilt. An Silvester – noch mehr als an jedem anderen Tag – ist alles erlaubt, was euren Katzen Spaß macht, gut tut, und sie den gefühlten Weltuntergang draußen vor der Tür vergessen lässt.

Verständnis
Habt an Silvester – noch mehr als sonst – bitte Verständnis für eure Katzen. Ihr findet eine Urinlache unter dem Bett? Wischt sie einfach weg. Eure Katze will euch nicht ärgern, sie hat einfach nur Angst. Sie möchte ihr Futter nicht? Bietet ihr was anderes an, vielleicht gemischt mit Leberwurst, Tunfisch oder Schinken. Stellt ihr das Abendessen vor ihr Versteck, damit sie ihren sicheren Rückzugsort nicht verlassen muss. Seht es ihr nach, wenn sie euch anfaucht oder gar nach euch schlägt. Erwartet beim Clickertraining keine perfekte Ausführung, auch wenn eure Katze das normalerweise kann. Nehmt es mit euren Regeln für diese eine Nacht nicht so streng. Ja, Konsequenz ist wichtig, aber Silvester ist eine Ausnahmesituation. Eure Katze wird nicht vergessen, dass sie beim Abendessen eigentlich nicht auf euren Schoß sitzen darf, nur weil ihr es an Silvester mal zulasst.

Nahrungsergänzungsmittel, Medikamente etc.
Nahrungsergänzungsmittel, Bachblüten, Pheromonzerstäuber, Homöopathie… das sind alles keine Wundermittel, aber sie können die Angst eurer Katze etwas abmindern, im besten Fall so weit, dass sie sich auf eure Spiel-, Kuschel- und Leckerliangebote einlassen kann. Welches Mittel ihr nehmt, liegt ganz bei euch und vor allem eurer Katze. Die Wirkung ist sehr individuell. Was bei einer Katze gar keinen Effekt zeigt, kann bei der anderen den Durchbruch bringen. Einige Mittel können auch durchaus kombiniert werden. Solltet ihr schon Erfahrungen haben, nehmt einfach das, was eurer Katze in der Vergangenheit am besten geholfen hat. Habt ihr noch keien Erfahrung und jetzt leider nicht mehr genug Zeit zum Ausprobieren, wäre meine erste Wahl ein Produkt mit L-Theanin (z.B. Telizen). Egal, für welches Produkt ihr euch entscheidet, fangt rechtzeitig mit der Gabe an, also je nach Produkt mindestens 1-2 Wochen vor Silvester – in anderen Worten: Jetzt.

Bei extrem panischen Katzen kann es auch durchaus sinnvoll sein, sich beim Tierarzt verschreibungspflichtige Beruhigungsmittel zu besorgen. Bitte haltet euch in dem Fall streng an die Packungsbeilage bzw. die Anweisungen des Tierarztes. Denkt auch daran, dass solche Psychopharmaka Nebenwirkungen haben können und meistens langsam wieder ausgeschlichen werden müssen. Wägt deswegen Vor- und Nachteile bitte gut ab.

Ganz wichtig: Lasst euch kein Mittel geben, dass eure Katze nur körperlich ruhigstelllen. Die helfen eurer Katze nicht gegen ihre Angst, sondern machen die Situation, im Gegenteil, nur noch schlimmer. Eure Katze ist dann sozusagen in ihrem ruhiggstellten Körper gefangen. Bei den meisten Tierärzten sollte sich das inzwischen rumgesprochen haben. Fragt vorsichtshalber aber einfach nochmal nach, wie das Mittel genau wirkt.

Auch wichtig: Arbeitet bitte an den Ängsten eurer Katze. Sowohl naturheilkundliche als auch schulmedizinische Mittel sind eine Unterstützung. Sie sind nicht die Lösung des Angstproblems eurer Katze.

Mehrkatzenhaushalt: Katzen trennen?
Wenn ihr mit mehreren Katzen zusammenlebt, kann es unter Umständen sinnvoll sein, sie zumindest über die schlimmsten Stunden der Silvesterknallerei räumlich zu trennen. Grund ist, dass Katzen in ihrer Panik aggressiv auf ihre unbeteiligte Mitkatze reagieren können. Diese wiederum versteht gar nicht, warum sie angegriffen wird, wehrt sich und der Streit eskaliert.

Ob es sinnvoll ist, eure Katzen zu trennen ist eine sehr individuelle Frage, die ihr selbst abschätzen müsst. Wie schnell reagieren eure Katzen aggressiv, wenn sie sich erschrecken? Wie panisch sind sie an Silvester? Wie schnell und ruhig traut ihr euch zu im Zweifelsfall einzugreifen? Wie sehr hängen eure Katzen aneinander? Wie gut können sie sich also gegenseitig Sicherheit geben? Wie sehr brauchen eure Katzen euch, und wie gut könnt ihr euch noch um alle kümmern, wenn sie in unterschiedlichen Räumen sind? Wie viel Stress bedeutet die zusätzliche räumliche Einschränkung für eure Katzen? Wo sind die bevorzugten Rückzugsplätze der einzelnen Katzen?

Lasst euch eure Möglichkeiten einfach mal durch den Kopf gehen und wählt die, die euch am sinnvollsten erscheint. Dabei dürft ihr auch ruhig auf euer Bauchgefühl vertrauen.

Gute Vorsätze fürs nächste Jahr
Ihr seht, ihr habe auch so kurz vor Silvester noch jede Menge Möglichkeiten den Jahreswechsel für eure Katzen erträglicher zu gestalten. Noch viel mehr könnt ihr erreichen, wenn ihr euch schon früher Gedanken macht. Gerade wenn ihr wisst, dass der Jahreswechsel für eure Katzen eine große Herausforderung ist, macht es Sinn spätestens im Oktober mit den Vorbereitungen anzufangen. Dann habt ihr genug Zeit um wirklich zu trainieren und eure Katze auf das vorzubreiten, was da jedes Jahr aufs Neue auf sie zukommt. Konditionierte Entspannung, Gegenkonditionierung und Desensibilisierung heißen dann die wichtigsten Zauberworte.

Für dieses Jahr wünsche ich euch erstmal eine ruhige und entspannte Weihnachtszeit und einen möglichst stressfreien Jahreswechsel.

Ihr habt allgemeine Fragen zu Verhalten, Erziehung und Beschäftigung von Katzen? Schreibt mir gerne eine E-Mail an blog@felipaws.de mit euren Themenwünschen.

Wenn Katzen älter werden…

Unsere Elanor geht inzwischen so langsam auf die 17 Jahre zu. Und obwohl sie im Großen und Ganzen immer noch recht fit ist, macht sich das Alter inzwischen doch bemerkbar. Sie ist nicht mehr so aktiv wie früher. Die Nieren wollen nicht mehr ganz so, wie sie sollen. Die Hinterhand wird langsam ein wenig unsicher. Und dünn ist sie, obwohl sie eigentlich gut frisst. Und auch wenn ich hoffe, dass wir noch viele gemeinsame Monate und Jahre haben werden, wird mir immer wieder bewusst: Sie wird nicht ewig bei mir bleiben.

Umso mehr genieße ich bewusst jeden Tag, jedes Detail, jede kleine Eigenheit.

  • Wie sich ihr kleiner Brustkorb hebt und senkt, wenn sie schläft.
  • Wie sie dabei die Augen mit den Vorderpfoten abdeckt, als wäre ihr zu hell.
  • Wie sie den Schwanz als Kopfkissen verwendet und die Hinterpfoten mit den Vorderpfoten festhält, als hätte sie Angst, die könnten sonst alleine davonlaufen.
  • Wie sie mit diesem speziellen, auffordernden Blick in der Küche sitzt, wenn sie Hunger hat.
  • Wie sie schnurrend ihren Kopf an meine Hand drückt, wenn sie in Schmuselaune ist und dann anfängt meine Finger abzuschlecken und sanft reinzubeißen.
  • Wie sie laut zetternd ins Haus gestürmt kommt, als hätte sie stundenlang draußen in der Kälte ausharren müssen… 5 Minuten nachdem ich sie rausgelassen habe.
  • Wie sie frühs schon erwartungsvoll auf der Treppe sitzt, wenn ich aufstehe
  • Wie sie im Flur ganz konzentriert nach Schnürsenkeln tatzt.
  • Wie sie morgens mit mir und Alys die kurze Morgenrunde läuft, dabei mal kurz in den Nachbarsgarten abbiegt, nur um uns dann schnell nachzurennen um den Anschluss nicht zu verpassen.
  • Wie sie nach Futterbröckchen springt und dabei jeden Torwart blaß aussehen lässt.
  • Wie sie mich auf halbem Weg von der Garage abholt, wenn ich von der Arbeit komme, mir aber nie den ganzen Weg entgegenkommt.
  • Wie sie statt dessen auf dem Gehweg wartet und laut maunzt, damit ich mich beeile.
  • Wie sie auf dem Ofen sitzt und ganz aufmerksam – und manchmal etwas skeptisch – das Treiben im Wohnzimmer beobachtet.
  • Wie sie den Hund bei jeder Begegnung kurz anmaunzt, als wollte sie sagen: „Erkennst du mich auch? Ich bins.“
  • Wie ihr Schwanz vor Aufregung plustert, wenn sie ein Stück Schinken bekommt.
  • Wie sie einfach da ist und jeden Tag ein wenig heller macht.

Haltet sie fest, gerade die kleinen, unscheinbaren Dinge, die eure Katze und euer gemeinsames Leben so einzigartig macht, nicht nur, aber ganz besonders, wenn sie langsam älter wird.

Die vier F

Ihr habt bestimmt schonmal von der Kampf-oder-Flucht-Reaktion gehört. Sie beschreibt die Reaktionen, die jedem Säugetier – inklusive unseren Katzen und auch uns selbst – in einer Stresssituation zur Verfügung stehen. Genau genommen gibt es sogar vier Reaktionen, bekannt als die vier F.

Alle vier sind Strategien um mit einer Stresssituation umzugehen und sie zu lösen. Je nach Intensität und Dauer des Stressors, können sie sehr unterschiedlich ausfallen.

Fight (Kampf)

Fight stellt den Versuch dar einen Stresor, z.B. einen fremden Artgenossen, zu vertreiben und so mehr Abstand zu gewinnen. In milden Fällen kann das ein Anstarren, sich groß machen, ein Fauchen oder eine Schlagandrohung mit der Pfote sein. Im schlimmsten Fall ist es ein ungehemmter Angriff mit vollen Einsatz von Krallen und Zähnen.

Flight (Flucht)

Flight beginnt schon, wenn die Katze sich duckt, den Körperschwerpunkt zurücknimmt oder einen Schritt zurückweicht. Katzen, die dieses Verhalten zeigen, können mit der Situation meistens noch umgehen, sollten aber nicht noch mehr gestresst werden. Das Extrem einer Flightreaktion stellt eine panische, kopflose Flucht dar. Auch hier geht es darum den Abstand zum Stressauslöser zu vergrößern.

Freeze (Einfrieren)

Freeze bedeutet, dass die Katze in einer Stresssituation bewegungslos verhaart, in der Hoffnung, dass die Situation einfach vorbeigeht.* Extreme Fälle sieht man manchmal in Mehrkatzenhaushalten mit Mobbing. Da kann es passieren, dass eine Katze fast ausschließlich bewegungslos zusammengekauert oder zusammengerollt in der Kratzbaumhöhle oder auf dem Schrank lebt.

Flirt/Fiddle about („Herumalbern“, Übersprungshandlung)

Diese Stressreaktion ist am schwersten zu erkennen. Manchmal spielt die Katze scheinbar, ist sehr aufgedreht oder schlingt ihr Futter runter. Auch ein kurzes Putzen über die Flanke sieht man bei gestressten Katzen oft. Im Gegensatz zum normalen Spielen, Fressen, Putzen sind die Bewegungen aber sehr abgehakt, hektisch und/oder werden nicht zu Ende geführt. Bei chronischem Stress kann vor allem stressbedingtes Putzen bis zur Selbstverletzung führen.

Katzen können in Stressituationen sehr schnell zwischen den Strategien wechseln, wenn eine Strategie keinen Erfolg bringt. Damit erklären sich auch viele Situationen, in denen eine Katze scheinbar „aus dem Nichts“ kratzt und beißt. Möglicherweise wurde sie durch Festhalten an der Flucht gehindert, das Fiddle About wurde übersehen, also hat sich die Katze zum Angriff entschieden. Und obwohl das die für uns Menschen unerwünschteste Strategie ist, ist es leider oft die, die für die Katze endlich zum Erfolg führt.

Deswegen – und zum Wohl der Katze – ist es so wichtig, Stressoren und Stressreaktionen gut im Auge zu behalten, frühzeitig zu erkennen und möglichst so zu managen, dass unsere Katzen mit dem Stressor noch umgehen und daran lernen können, ohne in eine massive Stressreaktion zu kippen.

Leider ist das natürlich nicht immer möglich. Schließlich haben wir selbst auch nur sehr begrenzt Kontrolle über die Welt um uns herum.

Eine Möglichkeit der Katze in einer solchen akuten Stresssituation zu helfen, ist sie abzulenken. Der Teil des Gehirns, der für Stressreaktionen zuständig ist und der Teil, in dem rationales Denken und Lernen stattfinden, hemmen sich nämlich gegenseitig. Deswegen ist bei massivem Stress auch kein Lernen mehr möglich. Andersrum kann Konzentration auf eine – positiv empfundene, lösbare – Aufgabe aber auch Stress abmildern, zumindest bis zu einem gewissen Grad.

Ihr habt allgemeine Fragen zu Verhalten, Erziehung und Beschäftigung von Katzen? Schreibt mir gerne eine E-Mail an blog@felipaws.de mit euren Themenwünschen.

*Kurze Klarstellung: Freeze bedeutet nicht, dass die Katze bewusst bewegungslos sitzen bleibt, etwa um nicht gesehen zu werden. Auch die anderen Stressstrategien laufen nicht mit einem bewussten Ziel ab. Ganz im Gegenteil. Sie sind genetisch verankerte Reaktionen, die ohne viel Nachdenken passieren.

Tipps fürs Clickertraining

Anleitungen fürs Clickertraining mit Katzen gibt es wie Sand am Meer. Und eigentlich ist es ja auch gar nicht kompliziert. Also Leckerchen ausgepackt, Clicker oder Markerwort bereitgelegt, Katze gerufen und los gehst. Oder? Oft klappt es gerade bei den ersten Gehversuchen doch nicht so wie erwartet. Katze ist unkonzentriert, streicht maunzend um euch und versucht die Leckerchen zu klauen oder verliert mittendrin einfach das Interesse und geht weg. Frustriert packt ihr den Clicker weg. Vielleicht ist eure Katze ja einfach nicht fürs Clickertraining geeignet.

Doch. Jede Katze ist fürs Clickertraining geeignet und kann davon profiteren. Ihr habt wahrscheinlich auch zu 90% alles richtig gemacht. In den meisten Fällen sind es nur ein paar einfache Stellschrauben, an denen ihr drehen müsst, und schon läuft alles wie am Schnürchen. Die wichtigsten habe ich für euch zusammengefasst:

1. Ritual schaffen
Viele Katzen tun sich mit ritualisierten Ereignissen leichter. Das kann zum Beispiel bedeuteten, dass ihr den Clicker immer zu einer bestimmten Zeit und/oder an einem bestimmten Ort auspackt. Hilfreich sind auch mobile Sitzplätze – eine Matte, ein Karton – dir ihr immer und ausschließlich zum Clickern rausholt. Sie signaliseren eurer Katze: Jetzt wird geclickert.

2. Anfang und Ende der Session ankündigen
Zu einem guten Ritual gehört auch, dass es einen klaren Anfang und ein klares Ende hat. Überlegt euch ein Signal, mit dem ihr eure Katze zum clickern einladet – bei uns ist das zum Beispel „Was machen?“ – und ein weiteres, mit dem ihr die Session beendet, z.B. „Fertig“.

3. Ablenkung vermeiden
Wenn die Mitkatze durchs Zimmer tollt, der Partner gerade saugt oder direkt vor dem Fenster Vögel im Baum rumflattern fällt konzentrieren schwer. Sorgt dafür, dass eure Clickersessions möglichst ablenkungsarm verlaufen, damit eure Katze sich ganz auf ihre Übungen konzentrieren kann.

4. Passende Belohnung wählen
Als Belohnung eignen sich kleine, leicht schluckbare Futterhäppchen am Besten. Noch wichtiger ist aber die Wertigkeit der Belohnung. Sie sollte so attraktiv sein, dass es sich für eure Katze lohnt mitzumachen, aber nicht so attraktiv, dass sie sich vor lauter Vorfreude gar nicht mehr konzentrieren kann. Probiert einfach aus, welches Leckerchen für eure Katze passt.

5. Positiv beenden
Ihr wollt, dass eure Katze sich am Ende eurer Clickersession schon auf das nächste Mal freut? Das erreicht ihr am besten, indem ihr sie positiv beendet. Fragt als letzte Übung etwas leichtes ab, das eure Katze gerne macht und belohnt es ganz besonders großzügig.

6. Kleinschrittig vorgehen
Eines der häufigsten Probleme beim Clickertraining ist, dass wir zu viel zu schnel von unseren Katzen erwarten. Geht nicht zu ehrgeizig an die Sache ran. Spaß sollte immer an erster Stelle stehen. Geht vor allem bei neuen Übungen sehr kleinschrittig vor und vergesst nicht Zwischenerfolge zu belohnen. Sorgt dafür, dass sich eure Katze viele kleine Belohnungen schnell hintereinander verdienen kann, indem ihr die Schwierigkeit der Übung an die Fähigkeiten eurer Katze anpasst. Damit vermeidet ihr Frust und sorgt für jede Menge Erfolgserlebnisse.

Ihr habt allgemeine Fragen zu Verhalten, Erziehung und Beschäftigung von Katzen? Schreibt mir gerne eine E-Mail an blog@felipaws.de mit euren Themenwünschen.

RelaxoPet* und konditionerte Entspannung

[Unbezahlte Werbung wegen Markennennung]

Nachdem ich immer noch sehr viele Gerüchte und Halbwahrheiten zum RelaxoPet lese und was er angeblich so alles kann, will ich jetzt doch nochmal genauer darauf eingehen, was nach meinem Verständnis dahinter steckt.. Vielleicht kann ich ein paar Fragezeichen aus dem Weg räumen.

Vorweg: Ich finde den RelaxoPet ziemlich klasse und bin gerade dabei ihn bei uns für Silvester aufzubauen. Dann wird er seine erste große Bewährungsprobe bekommen. Aber: Ich halte ihn nicht für ein Wundermittel, mit dem man jede Katze sofort und ganz leicht in jeder Stress- und Angstsituation entspannen kann.

Aber der Reihe nach:

Was ist der RelaxoPet:

Der RelaxoPet ist ein kleines Gerät, dass wiederholt eine kurze Abfolge von Tönen abspielt. Er hat dabei zwei Modi, einen mit für den Menschen hörbaren Tönen und einen mit ausschließlich hochfrequenten Tönen, die für unsere Katzen noch hörbar sind, für uns aber nicht. Außer man geht mit dem Ohr sehr nahe ran. Dann hört man auch im lautlosen Modus ein Rauschen.

Richtig bekannt wurde der RelaxoPet vor kurzem durchs Fernsehen. Es gibt ihn allerdings schon eine ganze Weile, bestimmt zwei Jahre. Das aktuelle Gerät ist, meines Wissens, die dritte Generation.

Laut Hersteller haben die hochfrequenten „Klangwellen“ eine beruhigende Wirkung auf das Unterbewusstsein unserer Katzen. Das muss ich jetzt mal mit einem großen Fragezeichen so stehen lassen. Ich kenne weder die dazugehörigen Studien, noch wüsste ich, dass hochfrequente Wellen so einen Effekt haben können. Aber nur weil ich es nicht weiß, kann es ja trotzdem so sein.

Worum es im Grunde geht: Konditionierte Entspannung

Habt ihr ein bestimmtes Badeöl, ein Lied, einen Morgenmantel, den Kaffeegeruch am Sonntagmorgen, mit dem ihr euch sofort so richtig entspannt fühlt? Dann habt ihr schon am eigenen Leib erfahren, wie konditionierte Entspannung funktioniert.

Konditionierte Entspannung bedeutet einfach, dass ein Reiz mit Entspannung verknüpft wird. Das kann bei unseren Katzen z.B. eine Melodie, ein Wort oder auch einen Geruch oder einen bestimmten Ruheplatz sein. Eine tolle Sache!

Aufbauen könnt ihr das so:

Wenn ihr merkt, dass eure Katze gerade kurz davor ist, es sich so richtig entspannt gemütlich zu machen, spielt ihr z.B. eure gewählte Melodie ab. Das wiederholt ihr ganz oft, möglichst jeden Tag immer wieder, wenn eure Katze gerade sowieso entspannt. Einen noch besseren Effekt erhaltet ihr, wenn ihr eure Katze dabei auch noch mit ruhigen, langsamen Bewegungen streichelt. Natürlich vorausgesetzt, sie mag das auch.

Nach einigen Wochen – je nachdem wie gut und häufig ihr wiederholt habt – hat die Katze die Melodie mit dem entspannten Zustand verknüpft und das Signal ist einsatzbereit.

Jetzt könnt ihr die Melodie abspielen, wenn eure Katze gerade gestresst ist und sie wird sich (ein wenig) entspannen.

Zwei wichtige Punkte:

1) Eure Katze wird in einer massiven Stressituation auch mit dem besten Entspannungssignal nicht einfach umkippen und einschlafen. Sie wird aber ein wenig entspannter sein. Das ist oft schon sehr viel wert.

2) Ihr müsst das Signal immer wieder aufladen. Das heißt, ihr spielt eurer Katze die Melodie weiterhin immer wieder vor, wenn sie gerade sowieso entspannt. Wenn ihr das nicht tut, verknüpft eure Katze eurer Entspannungssignal nach und nach immer mehr mit den stressigen Situationen, in denen sie es jetzt immer hört. Dann verpufft die entspannende Wirkung irgendwann und die Melodie wird im blödsten Fall sogar mit Stress verknüpft. Je öfter und je stressiger die Situationen, in denen euer Entspannungssignal zum Einsatz kommt, umso öfter und sorgfältiger müsst ihr es auch wieder mit Entspannung verknüpfen.

Zurück zum RelaxoPet: So bitte nicht!

Ich lese gerade sehr häufig, man müsse den RelaxoPet einfach nur aufstellen und einschalten und schon würde sich die Katze entspannen. Keine so gute Idee. Ja, es kann tatsächlich sein, dass sich eure Katze merklich entspannt, wenn ihr das Gerät das erste Mal einschaltet. Dann war eure Katze entweder eh gerade kurz davor es sich bequem zu machen, oder sie findet die Melodie des Geräts halt einfach angenehm – was ich sehr hoffe. Oder die hochfrequenten Klangwellen haben tatsächlich zugeschlagen.

Egal woran es liegt, auf Dauer bekommt ihr mit dieser Art der Anwendung ein Problem. Wenn eure Katze den RelaxoPet immer nur dann hört, wenn sie gestresst oder ängstlich ist, wird sie – wie oben schon gesagt – die Tonfolge irgendwann auch mit Stress und Angst verbinden und entsprechend mit Stress und Angst darauf reagieren. Und dann bin ich mir ziemlich sicher, helfen euch auch die hochfrequenten Klangwellen nichts mehr.

Und welche Vorteile hat jetzt der RelaxoPet?

Jetzt könntet ihr – zu Recht – sagen: Naja, wenn ich das Teil sowieso konditionieren muss, dann nehme ich doch lieber eine Meditations-CD oder einen Geruch oder ähnliches. Das ist viel günstiger. Ja, ist es. Trotzdem hat der RelaxoPet meiner Meinung nach einige Vorteile:

  • Die Melodie ist tatsächlich an sich erstmal sehr entspannend, ähnlich wie eben eine Meditations-CD, und lässt sich deswegen sicher leichter mit Entspannung verknüpfen als, sagen wir mal, ein Heavy-Metal-Stück.
  • Die Tonfolge ist recht kurz und wiederholt sich immer wieder. Auch das macht die Verknüpfung einfacher als bei einer CD, bei der die Musik über 45 Minuten immer wieder variiert.
  • Placebo-Effekt: Wenn ihr daran glaubt, dass es mit dem Gerät besser klappt, wird es auch besser klappen.
  • Dadurch werdet ihr auch selbst entspannter, was wieder auf eure Katzen zurückwirkt
  • Wenn ich mir so ein doch nicht ganz günstiges Spielzeug kaufe, ist die Chance, dass ich es auch benutze, relativ hoch. Ich habe mir schon seit Jahren vorgenommen endlich mal ein vernünftiges Entspannungssignal aufzubauen. Meistens lasse ich es aber auf halbem Weg schleifen. Mit dem RelaxoPet bin ich guter Dinge, dass ich es diesmal durchziehe
  • Das Gerät ist klein und handlich und lässt sich z.B. auch problemlos zum Tierarzt mitnehmen
  • Der Akku hält richtig lang – laut Hersteller sind es 22 Stunden – und ist recht schnell wieder aufgeladen – laut Hersteller innerhalb einer Stunde. Damit ist er fast immer sofort einsatzbereit.
  • Den für Menschen nicht hörbaren Modus finde ich total praktisch. Dann müsst ihr selbst nicht mithören und könnt eure Katzen trotzdem entspannen (der unhörbare Modus läuft auch im hörbaren Modus mit und wird dadurch mitverknüpft)
  • Für ganz (Entscheidungs-)Faule: Ihr müsst euch keine Gedanken darüber machen, welches Signal ihr verwenden wollt.

Meine Einschätzung:

Ob sich der RelaxoPet lohnt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ein wenig leichter macht man sich die konditionierten Enspannung damit ganz sicher und wer – wie ich – gerne mal etwas faul ist beim Aufbau eines Entspannungssignals, findet damit vielleicht die nötige Motivation. Wer das Geld eigentlich gerade nicht übrig hat, ist mit einer Entspannungs-CD oder ähnlichem aber sicher auch gut bedient.

Wichtig ist auf jeden Fall, auch mit dem RelaxoPet, die konditionierte Entspannung vernünftig aufzubauen und immer wieder aufzuladen. Sonst habt ihr ziemlich sicher bald einen gegenteiligen Effekt, wenn ihr das Gerät einschaltet. Und das wäre doch sehr schade.

Ihr habt allgemeine Fragen zu Verhalten, Erziehung und Beschäftigung von Katzen? Schreibt mir gerne eine E-Mail an blog@felipaws.de mit euren Themenwünschen.

 

* Ich habe den RelaxoPet ganz regulär gekauft und bezahlt und auch sonst keine Verbindungen zum Hersteller oder Verkäufer. Dieser Beitrag spiegelt also meine ganz persönliche, unbeeinflusste Meinung wider.

Das Kooperationssignal

Und weiter geht es in der Reihe nützlicher Signale, diesmal mit dem Kooperationssignal. Dieses  Signal ermöglicht es eurer Katze zu „sagen“, dass ihr gerade etwas zu viel wird. Nützlich ist das besonders im Medical Training, wenn ihr potenziell unangenehme Manipluationen an eurer Katze vornehmen müsst.

Natürlich kommunizieren Katzen auch ohne ein extra antrainiertes Signal, wenn ihnen etwas nicht gefällt, durch Drehen der Ohren oder des Kopfes, Schlagen des Schwanzen, Weggehen oder im Extremfall auch Fauchen und Pfotenschläge – wenn alles andere nicht hilft. Gerade beim Medical Training, aber auch beim Streicheln abends vor dem Fernseher, kann es aber schnell passieren, dass ihr abgelenkt seid und die subtileren Signale eurer Katze überseht. Dann kann ein Kooperationssignal eine große Hilfe sein.

Ich unterscheide gerne zwischen zwei Arten von Kooperationssignalen, die auch unterschiedlich aufgebaut werden, einem positiven und einem negative Kooperationssignal. Positiv und negativ hat dabei nichts mit gut und schlecht oder Belohnung und Strafe zu tun, sondern damit, ob eure Katze aktiv signalisiert, dass sie jetzt bereit ist zu kooperieren (positives Signal) oder ob sie euch wissen lässt, dass sie ihr jetzt zu viel wird und sie möchte, dass ihr aufhört (negatives Signal).

 

Positives Kooperationssignal

Das positive Kooperationssignal eignet sich besonders gut für den Einsatz im Medical Training. Die Idee ist, das eure Katze aktiv etwas tut um zu signalisieren, dass sie mit der Manipulation einverstanden ist. Ihr könnt ihr dafür zum Beispiel beibringen, ihren Kopf in eure Handfläche zu legen. Solange sie den Kopf liegen lässt, dürft ihr weitermachen und z.B. eine Salbe auftragen. Sobald eure Katze den Kopf hebt, möchte sie das ihr aufhört.

Der Aufbau dieses positiven Kooperationssignals funktioniert folgendermaßen:

Schritt 1: Ihr überlegt euch ein Verhalten und ein dazu passendes Signal, zum Beipiel „Kinn“ für das Auflegen des Kinns in eure Hand. Dieses Signal trainiert ihr, so wie ihr jeden anderen Trick über Locken oder Shapen (mehr dazu gerne in einem anderen Beitrag) bis eure Katze ihn zuverlässig kann.

Schritt 2: Als nächstes arbeitet ihr an der Zeitdauer des Verhaltens. Ihr zögert also die Belohnung nach und nach immer weiter raus, damit eure Katze lernt das Kinn zuverlässig längere Zeit auf eurer Hand liegen zu lassen. Belohnt dabei immer schön hochwertig, denn die Belohnung muss später mit möglicherweise unangenehmen bis sogar schmerzhaften Manipulationen konkurrieren.

Schritt 3: Ihr fangt langsam und in kleinen Schritte an, eure Katze zu berühren, streicheln, manipulieren, während sie den Kopf in eurer Hand liegen hat. Geht dabei sehr, sehr kleinschrittig vor und belohnt eure Katze immer wieder dafür, dass sie so brav mitmacht.

Jetzt kommt der entscheidende Teil: Sollte eure Katze während der Manipulation den Kopf heben, hört ihr sofort damit auf. Das war das Signal eurer Katze, dass es ihr gerade zu viel wird.

Lasst eurer Katze ein oder zwei Sekunden Zeit, dann fragt ihr das wieder euer Kooperationssignal „Kinn“ ab und belohnt sie erstmal ohne weitere Manipulationen. Danach übt ihr weiter.

Euer Ziel sollte immer sein, dass eure Katze ihren Kopf nicht anhebt, weil ihr so vorsichtig und kleinschrittig vorgeht, dass alles, was ihr tut, für eure Katze noch okay ist. Betrachtet das Kopfheben als „Notstop“ für den Fall, dass ihr doch mal zu weit geht.

 

Negatives Kooperationssignal

Das negative Kooperationssignal ist z.B. dann hilfreich, wenn ihr eure Katze gerne abends beim lesen oder fernsehen streichelt und manchmal nicht mitbekommt, dass sie jetzt keine Lust mehr hat. Eure Katze soll dann aktiv etwas tun um euch zu sagen: „Bitte hör auf.“

Der Aufbau ist ein ganzes Stück einfacher als beim positiven Kooperationssignal:

Überlegt euch ein Verhalten, dass eure Katze hin und wieder von selbst zeigt, z.B. ein kurzes Schlecken über die Pfote. Ab jetzt achtet ihr, z.B. beim Streicheln, immer darauf, ob sie dieses Verhalten zeigt und reagiert darauf. Schleckt sie sich also beim gemeinsamen Kuscheln über die Pfote, sagt ihr ein Signal, das ihr euch vorher überlegt habt, z.B. „Pause“ und nehmt eure Hände weg.

Natürlich hat eure Katze sich nicht über die Pfote geschleckt, damit ihr mit dem Streicheln aufhört, sondern weil sie sich eben über die Pfote schlecken wollte. Deswegen bietet ihr eurer Katze sofort wieder Streicheleinheiten an: Haltet ihr die Hand hin und wenn sie darauf eingeht und z.B. ihren Kopf daran reibt, streichelt ihr ganz normal weiter. Tut sie das nicht, wird sie auch nicht mehr gestreichelt.

Das tut ihr ab jetzt immer, wenn sich eure Katze beim Streicheln über die Pfote schleckt.

Mit der Zeit wird eure Katze verstehen, dass sie euch durch Schlecken über die Pfote dazu bewegen kann mit dem Streicheln aufzuhören. Ihr habt ihr damit (buchstäblich) ein Signal an die Pfote geben mit dem sie euch signalisieren kann: „Hör bitte damit auf.“ Diese Bitte solltet ihr dann natürlich auch respektieren.

Ihr habt allgemeine Fragen zu Verhalten, Erziehung und Beschäftigung von Katzen? Schreibt mir gerne eine E-Mail an blog@felipaws.de mit euren Themenwünschen.

Die Regeln der Katzenhaltung

Kennt ihr sie auch, diese Regeln der Katzenhaltung, die online gerne verbreitet und teilweise mit schon beinahe religiösem Eifer verteidigt werden?

Ich habe heute mal einige dieser Regeln rausgepickt und verrate euch, was dahinter steckt, und wie streng man sich wirklich daran halten „muss“:

 

Trockenfutter bringt eure Katze um

Ja, das böse Trockenfutter. Wenn man das Internet fragt, müsste es die Todesursache Nummer 1 bei unseren Hauskatzen sein. Aber was ist daran eigentlich so schlimm?

Grundsätzlich gibt es zwei Gegenargumente zu Trockenfutter:

1) Trockenfutter enthält oft einen geringen Fleischanteil und viel Getreide. Das ist für den obligatorischen Fleischfresser Katze natürlich alles andere als eine gesunde Ernährung. Allerdings gilt dasselbe auch für manche Nassfuttersorten. Auf der anderen Seite gibt es durchaus Trockenfutter mit einem Fleischanteil von 80%. Wenn man also auf die Inhaltsstoffe achtet, kann man durchaus auch hochwertiges Trockenfutter finden.

2) Katzen erhalten bei Fütterung mit Trockenfutter nicht genügend Flüssigkeit. Das ist tatsächlich ein gewichtiges Argument gegen Trockenfutter. Die Falbkatze, die Vorfahrin unserer Hauskatze, lebt in den Halbwüsten Afrikas. Da es dort wenig Wasser gibt, deckt sie ihren Flüssigkeitsbedarf zum größten Teil über ihre Nahrung. Entsprechend trinkt sie sehr wenig. Dieses (fehlende) Verhalten ist in den Genen unserer Hauskatzen noch ziemlich verankert. Wenn eine Katze nun wenig trinkt und dazu auch noch Trockenfutter erhält, nimmt sie tatsächlich oft zu wenig Flüssigkeit auf.

Ich kenne aber auch durchaus Katzen, die sehr gut trinken, wenn sie Trockenfutter bekommen. Bei denen minimiert sich das Problem mindestens. Meine Gipsy gehört defintiv nicht zu diesen Katzen. Andererseits setze ich sehr gerne Trockenfutter zur Beschäftigung ein. Ich löse das Problem so, dass ich in Gipsys täglichen Feuchtfutterportionen zusätzliches Wasser untermische und damit die fehlende Flüssigkeitszufuhr wieder ausgleiche. Dann spricht aus meiner Sicht überhaupt nichts dagegen, dass sie sich täglich ihre Portion (hochwertiges) Trockenfutter erarbeiten darf.

 

Katzen darf man nie alleine halten

Früher galten Katzen als Einzelgänger. Inzwischen wissen wir, dass sie durchaus von sozialen Kontakten mit Artgenossen profitieren. Allerdings sind Katzen in der Auswahl ihrer kätzischen Sozialpartner sehr wählerisch. Viele schwierige oder sogar gescheiterte Zusammenführungen können davon berichten. Darüber hinaus hängt die soziale Kompetenz einer Katze auch ganz massiv davon ab, welche Erfahrungen sie in ihren ersten Lebenswochen (der sogenannten sensiblen Phase) mit Artgenossen gemacht hat. Kurzum: Manche Katzen sind sehr sozial, manche eher Einzelgänger und keine Katze versteht sich mit jeder anderen Katze.

Für Freigänger ist das meist kein allzu großes Problem: Wenn sie alleine sind, können sie sich ihre Sozialpartner draußen suchen, wenn sie sich nicht mit ihrer Mitkatze im gleiche Haushalt verstehen, haben sie Möglichkeiten einandern aus dem Weg zu gehen. Im schlimmsten Fall wandert eine Katze ab und sucht sich ein neues zu Hause.

Schwieriger wird es bei reinen Wohnungskatzen: Hält man sie alleine, haben sie keine Möglichkeit ihr Bedürfnis nach kätzischen Sozialkontakten auszuleben. Leben sie mit einer Katze zusammen, die nicht zu ihnen passt, müsse sie das ertragen. Deswegen ist es gerade bei Wohnungshaltung sehr wichtig, die individuellen Bedürfnisse der eigenen Katze einzuschätzen und nach einem passenden Partner zu suchen. Einem notorischen Einzelgänger eine andere Katze vor die Nase zu setzen ist dabei genauso wenig sinnvoll, wie eine gut sozialisierte Katze alleine zu halten. Wer mit wem und wie viele ist eine individuelle Entscheidung, für die es keine allgemeingültige Regel geben kann.

 

Anzahl Katzenklos >= Anzahl der Katzen + 1

Auch wenn sich die meisten Katzen mit weniger idealen Zuständen zufrieden geben: Katzen benutzen für ihr großes und ihr kleines Geschäft gerne unterschiedliche Stellen. Sie benutzen außerdem ganz gerne Stellen, die nicht von anderen Katzen benutzt werden. Genaugenommen sollte die Regel also heißen: Anzahl Katzenklos >= Anzahl Katzen * 2. Spätestens bei drei oder vier Katzen ist das aber etwas viel verlangt. Wer hat schon Platz um sich 6 oder 8 Katzenklos ins Haus zu stellen.?Deswegen hat man die Anzahl Katzen + 1 Regel aufgestellt. Damit kommen Katzen normalerweise sehr gut zurecht. Vorausgesetzt ihr macht die Klos regelmäßig mehrmals am Tag sauber und sie entsprechen sonst den allgemeinen Ansprüchen, die eine Katze stellen darf: Nicht zu klein, feines, staubarmes Streu und möglichst ohne Deckel. Ausnahmen bestätigen auch hier wieder die Regel.

 

Anzahl katzengerecht eingerichtete Zimmer >= Anzahl der Katzen + 1

Klingt wie die Regel oben, hat auch ähnliche Gründe, unterscheidet sich aber doch etwas. Jede Katze, egal wie sozial sie ist, möchte sich manchmal zurückziehen und Zeit für sich haben, ohne von den Mitkatzen genervt zu werden. Manchmal wollen das alle Katzen im Haushalt gleichzeitig. Dazu kann es auch z.B. bei Krankheiten nötig sein, die Katzen vorübergehend zu separieren. Deswegen braucht man schonmal mindestens so viele Zimmer wir Katzen.
Und warum jetzt noch eins mehr? Ganz einfach: Katzen haben gerne die Wahl. Wenn jede Katze sich bereits ein Rückzugszimmer ausgesucht hat, sollte die letzte immer noch entscheiden können, ob sie sich lieber ins Wohnzimmer legt, wo gerade die ganze Familie versammelt ist oder ob sie lieber im Arbeitszimmer ihre Ruhe haben möchte.

 

Höchstens so viele Katzen/Tiere wie Hände zum Streicheln da sind

Diese Regel ist noch mehr wie die anderen nur eine grobe Richtlinie. Die Idee dahinter ist, dass ein Mensch alleine nur ein gewisses Maß an Zeit und Aufmerksamkeit hat, die er seinen Tieren zur Verfügung stellen kann. Diese Zeit variiert natürlich je nach Lebensumständen gewaltig. Ein Rentner, der den ganzen Tag zu Hause ist und seine Katzen zu seinem Lebensmittelpunkt erklärt hat, wird sicher mehr Zeit mitbringen als jemand, der Vollzeit arbeitet und sich nur abends und am Wochenende wirklich intensiv mit seinen Katzen beschäftigen kann. Ein notorischer Streuner braucht weniger Aufmerksamkeit als der junge Bengale in Wohnungshaltung.

Wenn ihr darüber nachdenkt eine weitere Katze oder allgemein ein weiteres Tier in eure Familie aufzunehmen, überlegt euch Folgendes: Könnt ihr euren vorhandenen Tieren die Aufmerksamkeit und Zeit geben, die sie brauchen? Und wenn alle zufrieden sind, habt ihr dann immer noch Zeit und Energie übrig, die ihr eurem neuen Mitbewohner widmen könntet? Was ist, wenn mal eines eurer Tiere krank wird? Oder wenn sogar alle gleichzeitig krank sind? Schafft ihr es dann immer noch alle mindestens grundlegend zu versorgen, zu pflegen und ihren Gesundheitszustand im Auge zu behalten? Darum geht es bei dieser Regel. Ob dann die Anzahl der Hände wirklich noch zur Anzahl der Tiere passt, ist zweitrangig.

Ihr merkt, alle diese Regeln haben durchaus ihre Daseinsberechtigung. Allerdings nicht als strenge Gesetze, sondern als allgemeine Richtlinien, die ihr durchaus modifizieren könnt, dürft und sollt. Relevant sind im Endeffekt immer die Bedürfnisse eurer Katze, nicht die einer theoretischen Durchschnittskatze.

Fallen euch weitere Regeln ein, deren Sinn euch nicht ganz klar ist, oder habt ihr allgemeine Fragen zu Verhalten, Erziehung und Beschäftigung von Katzen? Schreibt mir gerne eine E-Mail an blog@felipaws.de mit euren Themenwünschen.

Die Sache mit der Konsequenz

Wenn es um Konsequenz im Umgang mit Katzen geht, hört ihr von mir gerne mal zwei grundsätzliche Aussagen:
1) Konsequenz schafft Erwartungssicherheit und
2) konsequent bedeutet nicht streng.

Grundsätzlich könnt ihr euch merken: Konsequenz im Umgang mit euren Katzen bedeutet nicht, dass ihr versucht ein konsequentes Verhalten eurer Katze zu erzwingen. Es bedeutet, dass ihr euch eurer Katze gegenüber konsequent verhaltet. Das Verhalten eurer Katze wird dann in den allermeisten Fällen von ganz alleine ebenfalls konsequent.

Klarer wird das vielleicht an einem Beispiel:

Wenn ihr eure Katze nie vom Tisch füttert, ist das konsequent. Eure Katze wird dann höchstwahrscheinlich schnell das Interesse an eurem Essen verlieren. Sie bekommt davon ja sowieso nie was ab.

Wenn ihr eure Katze immer vom Tisch füttert, ist das ebenso konsequent. Eure Katze wird dann wahrscheinlich zu jeder Malzeit schon bereitsitzen und auf ihren Anteil warten.

Kann es auch konsequent sein eure Katze nur manchmal vom Tisch zu füttern? Manchmal schon:
Wenn eure Katze zum Beispiel immer dann etwas abbekommt, wenn ihr Lachs esst. Dann erkennt sie am Lachsgeruch, dass es heute wieder soweit ist. An diesen Tagen wird sie schnell erwartungsvoll an oder auf dem Tisch sitzen. An anderen Tagen habt ihr trotzdem gute Chancen, dass sie euch in Ruhe essen lässt.

Wenn ihr eurer Katze immer mal wieder was von eurem Essen abgebt, je nachdem, wie es euch gerade einfällt, dann ist das natürlich streng genommen nicht konsequent. Das ist aber nicht unbedingt schlimm, vorausgesetzt es stört euch nicht, wenn sie bettelt. Eure Katze hat zwar in diesem Fall keine Erwartungssicherheit, dass sie was abbekommt. Sie weiß aber, dass sie eine Chance hat etwas abzubekommen. Es ist für sie wie ein Glücksspiel und sie wird wahrscheinlich sehr ausdauernd am Tisch sitzen. Denn vielleicht ist ja heute mal wieder ein Tag, an dem sie Glück hat.

Manche Katzen finden dieses kleine Spiel sehr spannend, für anderen bedeutet es eher Stress. Entsprechend solltet ihr eure Katze genau beobachten, wie sie damit zurechtkommt. Solange sie sich in der ersten Kategorie aufhält, spricht prinzipiell nichts gegen je nach Lust und Laune nur manchmal mit ihr zu teilen.

Kommen wir jetzt zu den Situationen, die definitiv nicht konsequent sind:

Wenn ihr eurer Katze manchmal was von eurem Essen abgebt, und sie an anderen Tagen wegschickt oder gar dafür bestraft, dass sie bettelt, dann ist das ganz sicher nicht konsequent. Eure Katze kann nicht wissen, ob sie heute auf einen Leckerbissen hoffen kann. Gestern war es erlaubt sich zu euch auf den Tisch zu setzen und wurde sogar belohnt. Heute ist es plötzlich verboten. Woher soll eure Katze wissen, was an welchem Tag gilt? Ziemlicher Stress für euren kleinen Tiger, der sehr gerne was von eurem Essen probieren möchte, aber nie weiß, woran er ist, wenn er euch darum bittet.

Inkonsequent ist es auch, wenn ihr eurer Katze das Betteln am Tisch abgewöhnen möchtet, ihr dann aber doch einmal ausnahmsweise was abgebt, weil sie doch so besonders lieb geguckt hat. Dann seid ihr wieder beim Glücksspiel für Katzen. Je nachdem wie toll eure Katze euer Essen findet, kann es sich für sie lohnen jeden Tag mit großen Augen neben euch zu sitzen, auch wenn sie damit vielleicht nur einmal im Monat Erfolg hat. Deswegen ist es beim Abgewöhnen von Verhalten ganz wichtig, dass ihr wirklich eisern konsquent seid und das auch über lange Zeit durchhaltet. Denn erst wenn eure Katze verstanden hat, dass es ab sofort wirklich gar nie niemals nicht mehr was vom Tisch gibt, wird sie (konsequenterweise) das Nachfragen einstellen.

Ihr habt allgemeine Fragen zu Verhalten, Erziehung und Beschäftigung von Katzen? Schreibt mir gerne eine E-Mail an blog@felipaws.de mit euren Themenwünschen.

Sinn und Unsinn von Apps für Katzen

Vielleicht habt ihr sie schonmal gesehen: Apps für Katzen, in denen Mäuse über den Bildschirm laufen, Punkte durch die Gegend flitzen oder Fische durch ein virtuelles Aquarium schwimmen.

Manche Katzen kann man damit nicht mal ein müdes Gähnen abgewinnnen, andere sind wie besessen und versuchen die vermeintliche Beute zu fangen. Immer heftiger wird auf das Smartphone getatzt, unter das Tablet gepfötelt und der Bildschirm nicht aus den Augen gelassen. Aber wie sinnvoll sind diese Apps tatsächlich als Beschäftigung?

Die schnelle, unvorhersehbare Bewegung auf dem Bildschirm weckt die Jagdmotivation der Katze. Das ist soweit sehr schön. Katzen jagen gerne. Es ist für sie sogar ein elementares Bedürfnis, für das sie unbedingt regelmäßig Gelegenheit bekommen müssen.

Jagen besteht aus einer Abfolge mehreren Verhaltensweisen, wie Anschleichen, Lauern, Anspringen, Fangen/Packen und Tötungsbiss. Zum Lauern und Anspringen bzw. Tatzen sind diesen Apps tatsächlich einigermaßen geeignet. Auch Anschleichen geht noch ganz gut.

Aber jetzt kommt der Haken: Beim eigentlichen Fangen und Zubeißen wird eure Katze in so einem Spiel nie Erfolg haben, egal wie sehr sie sich anstrengt. Selbst bei Apps, in denen die virtuelle Beute innehält, wenn sie „gefangen“ wird, fehlt das Gefühl des Beutetiers unter der Pfote und im Maul. Und wenn der kleine Tiger loslässt, läuft ihr Opfer einfach weiter.

Das ist auf Dauer ganz schön frustrierend. Und genau das ist auch der Grund, warum viele Katzen immer hektischer werden und immer schneller und ungezielter auf den Bildschirm einschlagen. Sie sind frustriert. Ein ähnliches Phänomen sieht man übrigens oft auch beim Spiel mit dem Laserpointer.

Sind diese Apps also völlig ungeeignet um gelangweilte Wohnungskatzen zu beschäftigen? Nicht unbedingt, solange man sie mit Bedacht einsetzt.

Es ist zum Beispiel völlig in Ordnung, wenn ihr eure Katze, sozusagen zum Aufwärmen, kurz mit der App spielen lasst, um dann zu einem greifbareren Spielzeug zu wechseln, z.B. einer Stoffmaus oder einem Federwedel.

Eine andere Möglichkeit ist es, eure Katze für jeden virtuellen Fang mit einem realen Futterstückchen zu belohnen. Gerade im zweiten Fall werdet ihr wahrscheinlich beobachten können, dass eure Katze plötzlich viel ruhiger und konzentrierter vor der App sitzt. Und ganz nebenbei stärkt so eine gemeinsame Beschäftigung auch noch die Beziehung zwischen Mensch und Katze.

Ihr habt allgemeine Fragen zu Verhalten, Erziehung und Beschäftigung von Katzen? Schreibt mir gerne eine E-Mail an blog@felipaws.de mit euren Themenwünschen.

Körpersprache – erst beobachten, dann interpretieren

Als Katzenverhaltensberaterin bitte ich meine Kunden oft, das Verhalten ihrer Katze in einer bestimmten Situation zu beschreiben. Oft bekomme ich dann Antworten wie „Die hat dann Angst“, „Sie langweilt sich und motzt“, oder auch „Sie ist dann immer aufdringlich“ oder „Sie wird dann böse“.

Den wenigsten Menschen ist in solchen Momenten bewusst, das sie das Verhalten ihrer Katze gar nicht beschreiben, sondern interpretieren oder gar bewerten, und damit ihre eigene Sichtweise mit dem vermischen, was die Katze tatsächlich tut.

Das ist erstmal schlicht menschlich. Wir alle betrachten Dinge selten wirklich objektiv, sondern schicken unsere Wahrnehmung direkt durch einen Filter an eigenen Erfahrungen, Werten und Erwartungen. In vielen Bereichen liefert diese unbewusste Interpretation auch durchaus sinnvolle Ergebnisse. Wenn wir allerdings das Verhalten einer anderne Spezies mit menschlichen Maßstäben messen, kann das auch schnell schiefgehen.

Jeder kann lernen kätzische Körpersprache zu lesen. Vermutlich wird niemand es jemals zu hundert Prozent können. Katzen „sagen“ uns mit ihrer Körpersprache zu viel und zu schnell und in manchen Fällen wissen wir nicht sicher, was sie damit wirklich ausdrücken wollen oder was sie dabei empfinden. Es ist aber auch gar nicht nötig alles zu sehen um eure Katze zu verstehen. Wichtig ist, dass das, was ihr seht, auch wirklich da ist.

Egal wie unerfahren oder routiniert ist darin seid eure Katzen zu lesen, einen wichtigen Grundsatz solltet ihr immer im Kopf behalten: Erst beobachten, dann interpretieren.

Wenn ihr eure Katze das nächste Mal beobachtet, schaltet euren automatischen „Interpretationsfilter“ doch mal ganz bewusst aus und registriert unvoreingenommen nur das, was tatsächllich passiert.

Was machen die Ohren eurer Katze? Bewegt sich der Schwanz und wenn ja wie? Wohin schaut sie? Wo ist ihr Körperschwerpunkt? Wie sehen die Schnurrhaare aus? Ist Bewegung in eurer Katze oder steht sie still? Sind ihre Bewegungen steif oder flüssig? Schnell oder langsam? Wie groß sind die Pupillen?

Üben könnt ihr das sehr schön an Videos, die ihr immer wieder anschaut. Spult sie zurück, achtet auf Details, schaut sie euch in Zeitlupe an. Auch Fotos können geeignet sein, solange ihr euch bewusst macht, dass ihr darauf immer nur eine Momentaufnahme seht und die Bewegung verloren geht.

Oder ihr beobachtet eure Katze einfach mal im Alltag und achtet ganz bewusst nur auf ein Detail. Den Schwanz, die Ohren, den Körperschwerpunkt, die Schnurrhaare, die Pupillen, den Muskeltonus…

Beschreibt euch selbst laut was ihr seht. Oder schreibt es auf. Das zwingt euch dazu, wirklich präzise zu sein. Das mag am Anfang mühsam sein, aber ihr werdet sehr schnell merken, dass ihr nach und nach immer mehr Details immer müheloser wahrnehmt.

Jetzt könnt ihr diese Details nehmen und wieder zu einem Gesamtbild zusammensetzen. Denn auch wenn Details extrem wichtig sind, hat nur das Gesamtbild wirklich Aussagekraft.

Erst dann ist der Zeitpunkt um, basierend auf dem, was ihr objektiv sehen könnt, das Verhalten eurer Katze zu interpretieren. Das ist trotzdem bei weitem nicht immer einfach und verlangt Wissen über die Bedeutung kätzischer Körpersprache. Es wird euch auch immer wieder passieren, dass ihr aus dem Verhalten nicht schlau werden. Das müsst ihr dann einfach hinnehmen. Katzen sind und bleiben nunmal geheimnisvolle Wesen.

In anderen Situation werdet ihr feststellen, dass ihr mit eurer bisherigen Interpreation weit daneben lagt. Dann stellt sich heraus, dass die „aggressive“ Katze einfach nur Angst hat. Dass eure Katze gar nicht mit der Feder spielt, sondern versucht das nervige Ding abzuwehren. Oder dass das Betteln eigentlich eine Bekundung von Zuneigung ist.

Und, klar, manchmal bestätigt sich auch einfach das, was ihr schon die ganze Zeit angenommen habt.

Ihr habt allgemeine Fragen zu Verhalten, Erziehung und Beschäftigung von Katzen? Schreibt mir gerne eine E-Mail an blog@felipaws.de mit euren Themenwünschen.