In zwei Wochen ist es wieder soweit, wir begrüßen das neue Jahr. Was für uns Menschen oft mit viel Spaß und Ausgelassenheit verbunden ist, kann für unsere Katzen massiven Stress bedeuten. Sie können den Lärm, das Licht und den Brandgeruch des Feuerwerks nicht einschätzen.
Manche Katzen reagieren sehr souverän und beobachten das Feuerwerk sogar vom Fensterbrett, andere geraten in blinde Panik und verbringen den Jahreswechsel zitternd unterm Bett oder im Keller. Die meisten Katzen liegen irgendwo dazwischen. Für alle Katzen ist es sinnvoll, dass ihr an Silvester einige Maßnahmen ergreift, damit die Angst der Panischen nicht noch schlimmer wird und die bisher Souveränen auch in den folgenden Jahren so entspannt bleiben.
Silvesterreize abschwächen
Sorgt dafür, dass möglichst wenig der beängstigenden Silvesterreize zu eurer Katze durchdringen. Haltet Türen und Fenster geschlossen, zieht Vorhänge vor und lasst Rollos runter. Mit Decken, Tüchern, Kissen, Matratzen oder auch Pappkartons könnt ihr Geräusche und Licht bei Bedarf noch weiter dämpfen. Auch ein konstant laufender Radio oder Fernseher hilft den Lärm der Knallerei ein wenig abzufangen. Die dürfen an diesem Abend auch ruhig etwas lauter laufen, aber bitte nicht so laut, dass sie für eure Katzen unangenehm werden.
Stress vermeiden
Achtet in den Tagen um Silvester darauf, dass eure Katze möglichst wenig Stress hat. Fremder Besuch, neue Gerüche, umgestellte Möbel, Großputz… das sind alles Dinge, die ihr vielleicht lieber auf eine andere Jahreszeit verlegt. Stress summiert sich und je weniger Stress eure Katze in den letzten Tagen des Jahres hat, desto mehr Reserven hat sie für die Silvesternacht.
Hausarrest
Bitte lasst eure Freigängerkatze mindestens vom 31.12. zum Einbruch der Dämmerung bis zum Morgen des 01.01. im Haus. Das bedeutet zwar eventuell etwas zusätzlichen Stress. Der ist in diesem Fall aber gerechtfertigt. Die Gefahr, dass sie sich in ihrer Panik draußen verletzt, verläuft oder gar von einem Feuerwerkskörper getroffen wird, ist einfach zu hoch. Wusstet ihr, dass an keinem Tag so viele Tiere als vermisst gemeldet werden, wie in der Silvesternacht? Stellt sicher, dass eure Katze nicht dazugehört. (Quelle: Tasso)
Rückzugsplätze anbieten
Stellt eurer Katze Rückzugsplätze zur Verfügung, an die sie sich über Mitternacht verziehen kann. Geht dabei auf die Präferenzen eurer Katze ein. Bevorzugt sie Kartons oder Wäschekörbe? Erhöhte Plätze oder Höhlen in Bodennähe? Könnt ihr eine warme, weiche Decke unters Bett legen? Oder verzieht sie sich bei Angst vielleicht lieber in den Keller? Dann lasst doch einfach die Kellertür einen Spalt offen und richtet ihr dort ein oder zwei warme, gemütliche Plätze ein.
Social Support
Seid einfach da. Manche Katze suchen bei Angst Nähe, andere wollen lieber nicht angefasst werden. Für die erste Gruppe könnt ihr eine Höhle mit euch unter der Decke anbieten oder einfach euren Schoß zum Draufkuscheln. Aber auch für die zweite Gruppe kann eure Anwesenheit einen großen Unterschied machen. Setzt euch in den Raum, den sich eure Katze als Rückzugsort ausgesucht hat. Schaut nicht alle zwei Minuten nach ihr, bedrängt sie nicht, versucht nicht, sie vorzulocken, erwartet nichts von ihr. Seid einfach anwesend und redet gerne ruhig mit eurer Katze, damit sie weiß, dass sie nicht alleine ist.
Beschäftigung / Ablenkung
Sollte eure Katze nur etwas nervös sein, sich aber nicht völlig zurückziehen, könnt ihr ihr die Silvesternacht versüßen, indem ihr sie mit all ihren Lieblingsbeschäftigungen verwöhnt. Egal ob wildes Spiel, Clickertraining, Futtersuche, Kuscheln oder einfach jede Menge besondere Leckerbissen über den Abend verteilt. An Silvester – noch mehr als an jedem anderen Tag – ist alles erlaubt, was euren Katzen Spaß macht, gut tut, und sie den gefühlten Weltuntergang draußen vor der Tür vergessen lässt.
Verständnis
Habt an Silvester – noch mehr als sonst – bitte Verständnis für eure Katzen. Ihr findet eine Urinlache unter dem Bett? Wischt sie einfach weg. Eure Katze will euch nicht ärgern, sie hat einfach nur Angst. Sie möchte ihr Futter nicht? Bietet ihr was anderes an, vielleicht gemischt mit Leberwurst, Tunfisch oder Schinken. Stellt ihr das Abendessen vor ihr Versteck, damit sie ihren sicheren Rückzugsort nicht verlassen muss. Seht es ihr nach, wenn sie euch anfaucht oder gar nach euch schlägt. Erwartet beim Clickertraining keine perfekte Ausführung, auch wenn eure Katze das normalerweise kann. Nehmt es mit euren Regeln für diese eine Nacht nicht so streng. Ja, Konsequenz ist wichtig, aber Silvester ist eine Ausnahmesituation. Eure Katze wird nicht vergessen, dass sie beim Abendessen eigentlich nicht auf euren Schoß sitzen darf, nur weil ihr es an Silvester mal zulasst.
Nahrungsergänzungsmittel, Medikamente etc.
Nahrungsergänzungsmittel, Bachblüten, Pheromonzerstäuber, Homöopathie… das sind alles keine Wundermittel, aber sie können die Angst eurer Katze etwas abmindern, im besten Fall so weit, dass sie sich auf eure Spiel-, Kuschel- und Leckerliangebote einlassen kann. Welches Mittel ihr nehmt, liegt ganz bei euch und vor allem eurer Katze. Die Wirkung ist sehr individuell. Was bei einer Katze gar keinen Effekt zeigt, kann bei der anderen den Durchbruch bringen. Einige Mittel können auch durchaus kombiniert werden. Solltet ihr schon Erfahrungen haben, nehmt einfach das, was eurer Katze in der Vergangenheit am besten geholfen hat. Habt ihr noch keien Erfahrung und jetzt leider nicht mehr genug Zeit zum Ausprobieren, wäre meine erste Wahl ein Produkt mit L-Theanin (z.B. Telizen). Egal, für welches Produkt ihr euch entscheidet, fangt rechtzeitig mit der Gabe an, also je nach Produkt mindestens 1-2 Wochen vor Silvester – in anderen Worten: Jetzt.
Bei extrem panischen Katzen kann es auch durchaus sinnvoll sein, sich beim Tierarzt verschreibungspflichtige Beruhigungsmittel zu besorgen. Bitte haltet euch in dem Fall streng an die Packungsbeilage bzw. die Anweisungen des Tierarztes. Denkt auch daran, dass solche Psychopharmaka Nebenwirkungen haben können und meistens langsam wieder ausgeschlichen werden müssen. Wägt deswegen Vor- und Nachteile bitte gut ab.
Ganz wichtig: Lasst euch kein Mittel geben, dass eure Katze nur körperlich ruhigstelllen. Die helfen eurer Katze nicht gegen ihre Angst, sondern machen die Situation, im Gegenteil, nur noch schlimmer. Eure Katze ist dann sozusagen in ihrem ruhiggstellten Körper gefangen. Bei den meisten Tierärzten sollte sich das inzwischen rumgesprochen haben. Fragt vorsichtshalber aber einfach nochmal nach, wie das Mittel genau wirkt.
Auch wichtig: Arbeitet bitte an den Ängsten eurer Katze. Sowohl naturheilkundliche als auch schulmedizinische Mittel sind eine Unterstützung. Sie sind nicht die Lösung des Angstproblems eurer Katze.
Mehrkatzenhaushalt: Katzen trennen?
Wenn ihr mit mehreren Katzen zusammenlebt, kann es unter Umständen sinnvoll sein, sie zumindest über die schlimmsten Stunden der Silvesterknallerei räumlich zu trennen. Grund ist, dass Katzen in ihrer Panik aggressiv auf ihre unbeteiligte Mitkatze reagieren können. Diese wiederum versteht gar nicht, warum sie angegriffen wird, wehrt sich und der Streit eskaliert.
Ob es sinnvoll ist, eure Katzen zu trennen ist eine sehr individuelle Frage, die ihr selbst abschätzen müsst. Wie schnell reagieren eure Katzen aggressiv, wenn sie sich erschrecken? Wie panisch sind sie an Silvester? Wie schnell und ruhig traut ihr euch zu im Zweifelsfall einzugreifen? Wie sehr hängen eure Katzen aneinander? Wie gut können sie sich also gegenseitig Sicherheit geben? Wie sehr brauchen eure Katzen euch, und wie gut könnt ihr euch noch um alle kümmern, wenn sie in unterschiedlichen Räumen sind? Wie viel Stress bedeutet die zusätzliche räumliche Einschränkung für eure Katzen? Wo sind die bevorzugten Rückzugsplätze der einzelnen Katzen?
Lasst euch eure Möglichkeiten einfach mal durch den Kopf gehen und wählt die, die euch am sinnvollsten erscheint. Dabei dürft ihr auch ruhig auf euer Bauchgefühl vertrauen.
Gute Vorsätze fürs nächste Jahr
Ihr seht, ihr habe auch so kurz vor Silvester noch jede Menge Möglichkeiten den Jahreswechsel für eure Katzen erträglicher zu gestalten. Noch viel mehr könnt ihr erreichen, wenn ihr euch schon früher Gedanken macht. Gerade wenn ihr wisst, dass der Jahreswechsel für eure Katzen eine große Herausforderung ist, macht es Sinn spätestens im Oktober mit den Vorbereitungen anzufangen. Dann habt ihr genug Zeit um wirklich zu trainieren und eure Katze auf das vorzubreiten, was da jedes Jahr aufs Neue auf sie zukommt. Konditionierte Entspannung, Gegenkonditionierung und Desensibilisierung heißen dann die wichtigsten Zauberworte.
Für dieses Jahr wünsche ich euch erstmal eine ruhige und entspannte Weihnachtszeit und einen möglichst stressfreien Jahreswechsel.
Ihr habt allgemeine Fragen zu Verhalten, Erziehung und Beschäftigung von Katzen? Schreibt mir gerne eine E-Mail an blog@felipaws.de mit euren Themenwünschen.