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Facharbeit: „Stress und naturheilkundliche Stressreduktion bei der Katze“

Im Rahmen meiner Ausbildung zur tierärztlich geprüften Tierheilpraktikerin für Hunde und Katzen habe ich eine Facharbeit erstellt. Nachdem ich meine Abschlussprüfung nun offiziell bestanden habe (Juhu!), wäre es schade, wenn die Arbeit in den Tiefen irgendeines Archivs verschwindet. Deswegen möchte ich sie euch gerne zur Verfügung stellen.

Natürlich bin ich meinem Hang zu Katzen und Verhalten treu geblieben. Wen also das Thema „Stress und naturheilkundliche Stressreduktion bei der Katze“ interessiert, der darf sich die Arbeit gerne hier:

„Stress und naturheilkundliche Stressreaktion bei der Katze“

herunterladen, lesen, abspeichern, weitergeben und auch verlinken, aber bitte nicht an anderer Stelle hochladen.
Was genau okay ist und was nicht, findet ihr auch nochmal detaillierter am Ende der Arbeit. Oder ihr fragt mich einfach unter blog@felipaws.de.

Ich wünsche ganz viel Spaß beim Lesen und vielleicht die eine oder andere neue Erkenntnis. Denkt aber bitte daran bei massivem oder chronischem Stress eurer Katzen und vor allem auch vor der Gabe irgendwelcher Mittelchen erst einen Verhaltensberater, Tierarzt oder Tierheilpraktiker zu Rate zu ziehen.

Erste Hilfe für Silvester

In zwei Wochen ist es wieder soweit, wir begrüßen das neue Jahr. Was für uns Menschen oft mit viel Spaß und Ausgelassenheit verbunden ist, kann für unsere Katzen massiven Stress bedeuten. Sie können den Lärm, das Licht und den Brandgeruch des Feuerwerks nicht einschätzen.

Manche Katzen reagieren sehr souverän und beobachten das Feuerwerk sogar vom Fensterbrett, andere geraten in blinde Panik und verbringen den Jahreswechsel zitternd unterm Bett oder im Keller. Die meisten Katzen liegen irgendwo dazwischen. Für alle Katzen ist es sinnvoll, dass ihr an Silvester einige Maßnahmen ergreift, damit die Angst der Panischen nicht noch schlimmer wird und die bisher Souveränen  auch in den folgenden Jahren so entspannt bleiben.

Silvesterreize abschwächen
Sorgt dafür, dass möglichst wenig der beängstigenden Silvesterreize zu eurer Katze durchdringen. Haltet Türen und Fenster geschlossen, zieht Vorhänge vor und lasst Rollos runter. Mit Decken, Tüchern, Kissen, Matratzen oder auch Pappkartons könnt ihr Geräusche und Licht bei Bedarf noch weiter dämpfen. Auch ein konstant laufender Radio oder Fernseher hilft den Lärm der Knallerei ein wenig abzufangen. Die dürfen an diesem Abend auch ruhig etwas lauter laufen, aber bitte nicht so laut, dass sie für eure Katzen unangenehm werden.

Stress vermeiden
Achtet in den Tagen um Silvester darauf, dass eure Katze möglichst wenig Stress hat. Fremder Besuch, neue Gerüche, umgestellte Möbel, Großputz… das sind alles Dinge, die ihr vielleicht lieber auf eine andere Jahreszeit verlegt. Stress summiert sich und je weniger Stress eure Katze in den letzten Tagen des Jahres hat, desto mehr Reserven hat sie für die Silvesternacht.

Hausarrest
Bitte lasst eure Freigängerkatze mindestens vom 31.12. zum Einbruch der Dämmerung bis zum Morgen des 01.01. im Haus. Das bedeutet zwar eventuell etwas zusätzlichen Stress. Der ist in diesem Fall aber gerechtfertigt. Die Gefahr, dass sie sich in ihrer Panik draußen verletzt, verläuft oder gar von einem Feuerwerkskörper getroffen wird, ist einfach zu hoch. Wusstet ihr, dass an keinem Tag so viele Tiere als vermisst gemeldet werden, wie in der Silvesternacht? Stellt sicher, dass eure Katze nicht dazugehört. (Quelle: Tasso)

Rückzugsplätze anbieten
Stellt eurer Katze Rückzugsplätze zur Verfügung, an die sie sich über Mitternacht verziehen kann. Geht dabei auf die Präferenzen eurer Katze ein. Bevorzugt sie Kartons oder Wäschekörbe? Erhöhte Plätze oder Höhlen in Bodennähe? Könnt ihr eine warme, weiche Decke unters Bett legen? Oder verzieht sie sich bei Angst vielleicht lieber in den Keller? Dann lasst doch einfach die Kellertür einen Spalt offen und richtet ihr dort ein oder zwei warme, gemütliche Plätze ein.

Social Support
Seid einfach da. Manche Katze suchen bei Angst Nähe, andere wollen lieber nicht angefasst werden. Für die erste Gruppe könnt ihr eine Höhle mit euch unter der Decke anbieten oder einfach euren Schoß zum Draufkuscheln. Aber auch für die zweite Gruppe kann eure Anwesenheit einen großen Unterschied machen. Setzt euch in den Raum, den sich eure Katze als Rückzugsort ausgesucht hat. Schaut nicht alle zwei Minuten nach ihr, bedrängt sie nicht, versucht nicht, sie vorzulocken, erwartet nichts von ihr. Seid einfach anwesend und redet gerne ruhig mit eurer Katze, damit sie weiß, dass sie nicht alleine ist.

Beschäftigung / Ablenkung
Sollte eure Katze nur etwas nervös sein, sich aber nicht völlig zurückziehen, könnt ihr ihr die Silvesternacht versüßen, indem ihr sie mit all ihren Lieblingsbeschäftigungen verwöhnt. Egal ob wildes Spiel, Clickertraining, Futtersuche, Kuscheln oder einfach jede Menge besondere Leckerbissen über den Abend verteilt. An Silvester – noch mehr als an jedem anderen Tag – ist alles erlaubt, was euren Katzen Spaß macht, gut tut, und sie den gefühlten Weltuntergang draußen vor der Tür vergessen lässt.

Verständnis
Habt an Silvester – noch mehr als sonst – bitte Verständnis für eure Katzen. Ihr findet eine Urinlache unter dem Bett? Wischt sie einfach weg. Eure Katze will euch nicht ärgern, sie hat einfach nur Angst. Sie möchte ihr Futter nicht? Bietet ihr was anderes an, vielleicht gemischt mit Leberwurst, Tunfisch oder Schinken. Stellt ihr das Abendessen vor ihr Versteck, damit sie ihren sicheren Rückzugsort nicht verlassen muss. Seht es ihr nach, wenn sie euch anfaucht oder gar nach euch schlägt. Erwartet beim Clickertraining keine perfekte Ausführung, auch wenn eure Katze das normalerweise kann. Nehmt es mit euren Regeln für diese eine Nacht nicht so streng. Ja, Konsequenz ist wichtig, aber Silvester ist eine Ausnahmesituation. Eure Katze wird nicht vergessen, dass sie beim Abendessen eigentlich nicht auf euren Schoß sitzen darf, nur weil ihr es an Silvester mal zulasst.

Nahrungsergänzungsmittel, Medikamente etc.
Nahrungsergänzungsmittel, Bachblüten, Pheromonzerstäuber, Homöopathie… das sind alles keine Wundermittel, aber sie können die Angst eurer Katze etwas abmindern, im besten Fall so weit, dass sie sich auf eure Spiel-, Kuschel- und Leckerliangebote einlassen kann. Welches Mittel ihr nehmt, liegt ganz bei euch und vor allem eurer Katze. Die Wirkung ist sehr individuell. Was bei einer Katze gar keinen Effekt zeigt, kann bei der anderen den Durchbruch bringen. Einige Mittel können auch durchaus kombiniert werden. Solltet ihr schon Erfahrungen haben, nehmt einfach das, was eurer Katze in der Vergangenheit am besten geholfen hat. Habt ihr noch keien Erfahrung und jetzt leider nicht mehr genug Zeit zum Ausprobieren, wäre meine erste Wahl ein Produkt mit L-Theanin (z.B. Telizen). Egal, für welches Produkt ihr euch entscheidet, fangt rechtzeitig mit der Gabe an, also je nach Produkt mindestens 1-2 Wochen vor Silvester – in anderen Worten: Jetzt.

Bei extrem panischen Katzen kann es auch durchaus sinnvoll sein, sich beim Tierarzt verschreibungspflichtige Beruhigungsmittel zu besorgen. Bitte haltet euch in dem Fall streng an die Packungsbeilage bzw. die Anweisungen des Tierarztes. Denkt auch daran, dass solche Psychopharmaka Nebenwirkungen haben können und meistens langsam wieder ausgeschlichen werden müssen. Wägt deswegen Vor- und Nachteile bitte gut ab.

Ganz wichtig: Lasst euch kein Mittel geben, dass eure Katze nur körperlich ruhigstelllen. Die helfen eurer Katze nicht gegen ihre Angst, sondern machen die Situation, im Gegenteil, nur noch schlimmer. Eure Katze ist dann sozusagen in ihrem ruhiggstellten Körper gefangen. Bei den meisten Tierärzten sollte sich das inzwischen rumgesprochen haben. Fragt vorsichtshalber aber einfach nochmal nach, wie das Mittel genau wirkt.

Auch wichtig: Arbeitet bitte an den Ängsten eurer Katze. Sowohl naturheilkundliche als auch schulmedizinische Mittel sind eine Unterstützung. Sie sind nicht die Lösung des Angstproblems eurer Katze.

Mehrkatzenhaushalt: Katzen trennen?
Wenn ihr mit mehreren Katzen zusammenlebt, kann es unter Umständen sinnvoll sein, sie zumindest über die schlimmsten Stunden der Silvesterknallerei räumlich zu trennen. Grund ist, dass Katzen in ihrer Panik aggressiv auf ihre unbeteiligte Mitkatze reagieren können. Diese wiederum versteht gar nicht, warum sie angegriffen wird, wehrt sich und der Streit eskaliert.

Ob es sinnvoll ist, eure Katzen zu trennen ist eine sehr individuelle Frage, die ihr selbst abschätzen müsst. Wie schnell reagieren eure Katzen aggressiv, wenn sie sich erschrecken? Wie panisch sind sie an Silvester? Wie schnell und ruhig traut ihr euch zu im Zweifelsfall einzugreifen? Wie sehr hängen eure Katzen aneinander? Wie gut können sie sich also gegenseitig Sicherheit geben? Wie sehr brauchen eure Katzen euch, und wie gut könnt ihr euch noch um alle kümmern, wenn sie in unterschiedlichen Räumen sind? Wie viel Stress bedeutet die zusätzliche räumliche Einschränkung für eure Katzen? Wo sind die bevorzugten Rückzugsplätze der einzelnen Katzen?

Lasst euch eure Möglichkeiten einfach mal durch den Kopf gehen und wählt die, die euch am sinnvollsten erscheint. Dabei dürft ihr auch ruhig auf euer Bauchgefühl vertrauen.

Gute Vorsätze fürs nächste Jahr
Ihr seht, ihr habe auch so kurz vor Silvester noch jede Menge Möglichkeiten den Jahreswechsel für eure Katzen erträglicher zu gestalten. Noch viel mehr könnt ihr erreichen, wenn ihr euch schon früher Gedanken macht. Gerade wenn ihr wisst, dass der Jahreswechsel für eure Katzen eine große Herausforderung ist, macht es Sinn spätestens im Oktober mit den Vorbereitungen anzufangen. Dann habt ihr genug Zeit um wirklich zu trainieren und eure Katze auf das vorzubreiten, was da jedes Jahr aufs Neue auf sie zukommt. Konditionierte Entspannung, Gegenkonditionierung und Desensibilisierung heißen dann die wichtigsten Zauberworte.

Für dieses Jahr wünsche ich euch erstmal eine ruhige und entspannte Weihnachtszeit und einen möglichst stressfreien Jahreswechsel.

Ihr habt allgemeine Fragen zu Verhalten, Erziehung und Beschäftigung von Katzen? Schreibt mir gerne eine E-Mail an blog@felipaws.de mit euren Themenwünschen.

Die vier F

Ihr habt bestimmt schonmal von der Kampf-oder-Flucht-Reaktion gehört. Sie beschreibt die Reaktionen, die jedem Säugetier – inklusive unseren Katzen und auch uns selbst – in einer Stresssituation zur Verfügung stehen. Genau genommen gibt es sogar vier Reaktionen, bekannt als die vier F.

Alle vier sind Strategien um mit einer Stresssituation umzugehen und sie zu lösen. Je nach Intensität und Dauer des Stressors, können sie sehr unterschiedlich ausfallen.

Fight (Kampf)

Fight stellt den Versuch dar einen Stresor, z.B. einen fremden Artgenossen, zu vertreiben und so mehr Abstand zu gewinnen. In milden Fällen kann das ein Anstarren, sich groß machen, ein Fauchen oder eine Schlagandrohung mit der Pfote sein. Im schlimmsten Fall ist es ein ungehemmter Angriff mit vollen Einsatz von Krallen und Zähnen.

Flight (Flucht)

Flight beginnt schon, wenn die Katze sich duckt, den Körperschwerpunkt zurücknimmt oder einen Schritt zurückweicht. Katzen, die dieses Verhalten zeigen, können mit der Situation meistens noch umgehen, sollten aber nicht noch mehr gestresst werden. Das Extrem einer Flightreaktion stellt eine panische, kopflose Flucht dar. Auch hier geht es darum den Abstand zum Stressauslöser zu vergrößern.

Freeze (Einfrieren)

Freeze bedeutet, dass die Katze in einer Stresssituation bewegungslos verhaart, in der Hoffnung, dass die Situation einfach vorbeigeht.* Extreme Fälle sieht man manchmal in Mehrkatzenhaushalten mit Mobbing. Da kann es passieren, dass eine Katze fast ausschließlich bewegungslos zusammengekauert oder zusammengerollt in der Kratzbaumhöhle oder auf dem Schrank lebt.

Flirt/Fiddle about („Herumalbern“, Übersprungshandlung)

Diese Stressreaktion ist am schwersten zu erkennen. Manchmal spielt die Katze scheinbar, ist sehr aufgedreht oder schlingt ihr Futter runter. Auch ein kurzes Putzen über die Flanke sieht man bei gestressten Katzen oft. Im Gegensatz zum normalen Spielen, Fressen, Putzen sind die Bewegungen aber sehr abgehakt, hektisch und/oder werden nicht zu Ende geführt. Bei chronischem Stress kann vor allem stressbedingtes Putzen bis zur Selbstverletzung führen.

Katzen können in Stressituationen sehr schnell zwischen den Strategien wechseln, wenn eine Strategie keinen Erfolg bringt. Damit erklären sich auch viele Situationen, in denen eine Katze scheinbar „aus dem Nichts“ kratzt und beißt. Möglicherweise wurde sie durch Festhalten an der Flucht gehindert, das Fiddle About wurde übersehen, also hat sich die Katze zum Angriff entschieden. Und obwohl das die für uns Menschen unerwünschteste Strategie ist, ist es leider oft die, die für die Katze endlich zum Erfolg führt.

Deswegen – und zum Wohl der Katze – ist es so wichtig, Stressoren und Stressreaktionen gut im Auge zu behalten, frühzeitig zu erkennen und möglichst so zu managen, dass unsere Katzen mit dem Stressor noch umgehen und daran lernen können, ohne in eine massive Stressreaktion zu kippen.

Leider ist das natürlich nicht immer möglich. Schließlich haben wir selbst auch nur sehr begrenzt Kontrolle über die Welt um uns herum.

Eine Möglichkeit der Katze in einer solchen akuten Stresssituation zu helfen, ist sie abzulenken. Der Teil des Gehirns, der für Stressreaktionen zuständig ist und der Teil, in dem rationales Denken und Lernen stattfinden, hemmen sich nämlich gegenseitig. Deswegen ist bei massivem Stress auch kein Lernen mehr möglich. Andersrum kann Konzentration auf eine – positiv empfundene, lösbare – Aufgabe aber auch Stress abmildern, zumindest bis zu einem gewissen Grad.

Ihr habt allgemeine Fragen zu Verhalten, Erziehung und Beschäftigung von Katzen? Schreibt mir gerne eine E-Mail an blog@felipaws.de mit euren Themenwünschen.

*Kurze Klarstellung: Freeze bedeutet nicht, dass die Katze bewusst bewegungslos sitzen bleibt, etwa um nicht gesehen zu werden. Auch die anderen Stressstrategien laufen nicht mit einem bewussten Ziel ab. Ganz im Gegenteil. Sie sind genetisch verankerte Reaktionen, die ohne viel Nachdenken passieren.

RelaxoPet* und konditionerte Entspannung

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Nachdem ich immer noch sehr viele Gerüchte und Halbwahrheiten zum RelaxoPet lese und was er angeblich so alles kann, will ich jetzt doch nochmal genauer darauf eingehen, was nach meinem Verständnis dahinter steckt.. Vielleicht kann ich ein paar Fragezeichen aus dem Weg räumen.

Vorweg: Ich finde den RelaxoPet ziemlich klasse und bin gerade dabei ihn bei uns für Silvester aufzubauen. Dann wird er seine erste große Bewährungsprobe bekommen. Aber: Ich halte ihn nicht für ein Wundermittel, mit dem man jede Katze sofort und ganz leicht in jeder Stress- und Angstsituation entspannen kann.

Aber der Reihe nach:

Was ist der RelaxoPet:

Der RelaxoPet ist ein kleines Gerät, dass wiederholt eine kurze Abfolge von Tönen abspielt. Er hat dabei zwei Modi, einen mit für den Menschen hörbaren Tönen und einen mit ausschließlich hochfrequenten Tönen, die für unsere Katzen noch hörbar sind, für uns aber nicht. Außer man geht mit dem Ohr sehr nahe ran. Dann hört man auch im lautlosen Modus ein Rauschen.

Richtig bekannt wurde der RelaxoPet vor kurzem durchs Fernsehen. Es gibt ihn allerdings schon eine ganze Weile, bestimmt zwei Jahre. Das aktuelle Gerät ist, meines Wissens, die dritte Generation.

Laut Hersteller haben die hochfrequenten „Klangwellen“ eine beruhigende Wirkung auf das Unterbewusstsein unserer Katzen. Das muss ich jetzt mal mit einem großen Fragezeichen so stehen lassen. Ich kenne weder die dazugehörigen Studien, noch wüsste ich, dass hochfrequente Wellen so einen Effekt haben können. Aber nur weil ich es nicht weiß, kann es ja trotzdem so sein.

Worum es im Grunde geht: Konditionierte Entspannung

Habt ihr ein bestimmtes Badeöl, ein Lied, einen Morgenmantel, den Kaffeegeruch am Sonntagmorgen, mit dem ihr euch sofort so richtig entspannt fühlt? Dann habt ihr schon am eigenen Leib erfahren, wie konditionierte Entspannung funktioniert.

Konditionierte Entspannung bedeutet einfach, dass ein Reiz mit Entspannung verknüpft wird. Das kann bei unseren Katzen z.B. eine Melodie, ein Wort oder auch einen Geruch oder einen bestimmten Ruheplatz sein. Eine tolle Sache!

Aufbauen könnt ihr das so:

Wenn ihr merkt, dass eure Katze gerade kurz davor ist, es sich so richtig entspannt gemütlich zu machen, spielt ihr z.B. eure gewählte Melodie ab. Das wiederholt ihr ganz oft, möglichst jeden Tag immer wieder, wenn eure Katze gerade sowieso entspannt. Einen noch besseren Effekt erhaltet ihr, wenn ihr eure Katze dabei auch noch mit ruhigen, langsamen Bewegungen streichelt. Natürlich vorausgesetzt, sie mag das auch.

Nach einigen Wochen – je nachdem wie gut und häufig ihr wiederholt habt – hat die Katze die Melodie mit dem entspannten Zustand verknüpft und das Signal ist einsatzbereit.

Jetzt könnt ihr die Melodie abspielen, wenn eure Katze gerade gestresst ist und sie wird sich (ein wenig) entspannen.

Zwei wichtige Punkte:

1) Eure Katze wird in einer massiven Stressituation auch mit dem besten Entspannungssignal nicht einfach umkippen und einschlafen. Sie wird aber ein wenig entspannter sein. Das ist oft schon sehr viel wert.

2) Ihr müsst das Signal immer wieder aufladen. Das heißt, ihr spielt eurer Katze die Melodie weiterhin immer wieder vor, wenn sie gerade sowieso entspannt. Wenn ihr das nicht tut, verknüpft eure Katze eurer Entspannungssignal nach und nach immer mehr mit den stressigen Situationen, in denen sie es jetzt immer hört. Dann verpufft die entspannende Wirkung irgendwann und die Melodie wird im blödsten Fall sogar mit Stress verknüpft. Je öfter und je stressiger die Situationen, in denen euer Entspannungssignal zum Einsatz kommt, umso öfter und sorgfältiger müsst ihr es auch wieder mit Entspannung verknüpfen.

Zurück zum RelaxoPet: So bitte nicht!

Ich lese gerade sehr häufig, man müsse den RelaxoPet einfach nur aufstellen und einschalten und schon würde sich die Katze entspannen. Keine so gute Idee. Ja, es kann tatsächlich sein, dass sich eure Katze merklich entspannt, wenn ihr das Gerät das erste Mal einschaltet. Dann war eure Katze entweder eh gerade kurz davor es sich bequem zu machen, oder sie findet die Melodie des Geräts halt einfach angenehm – was ich sehr hoffe. Oder die hochfrequenten Klangwellen haben tatsächlich zugeschlagen.

Egal woran es liegt, auf Dauer bekommt ihr mit dieser Art der Anwendung ein Problem. Wenn eure Katze den RelaxoPet immer nur dann hört, wenn sie gestresst oder ängstlich ist, wird sie – wie oben schon gesagt – die Tonfolge irgendwann auch mit Stress und Angst verbinden und entsprechend mit Stress und Angst darauf reagieren. Und dann bin ich mir ziemlich sicher, helfen euch auch die hochfrequenten Klangwellen nichts mehr.

Und welche Vorteile hat jetzt der RelaxoPet?

Jetzt könntet ihr – zu Recht – sagen: Naja, wenn ich das Teil sowieso konditionieren muss, dann nehme ich doch lieber eine Meditations-CD oder einen Geruch oder ähnliches. Das ist viel günstiger. Ja, ist es. Trotzdem hat der RelaxoPet meiner Meinung nach einige Vorteile:

  • Die Melodie ist tatsächlich an sich erstmal sehr entspannend, ähnlich wie eben eine Meditations-CD, und lässt sich deswegen sicher leichter mit Entspannung verknüpfen als, sagen wir mal, ein Heavy-Metal-Stück.
  • Die Tonfolge ist recht kurz und wiederholt sich immer wieder. Auch das macht die Verknüpfung einfacher als bei einer CD, bei der die Musik über 45 Minuten immer wieder variiert.
  • Placebo-Effekt: Wenn ihr daran glaubt, dass es mit dem Gerät besser klappt, wird es auch besser klappen.
  • Dadurch werdet ihr auch selbst entspannter, was wieder auf eure Katzen zurückwirkt
  • Wenn ich mir so ein doch nicht ganz günstiges Spielzeug kaufe, ist die Chance, dass ich es auch benutze, relativ hoch. Ich habe mir schon seit Jahren vorgenommen endlich mal ein vernünftiges Entspannungssignal aufzubauen. Meistens lasse ich es aber auf halbem Weg schleifen. Mit dem RelaxoPet bin ich guter Dinge, dass ich es diesmal durchziehe
  • Das Gerät ist klein und handlich und lässt sich z.B. auch problemlos zum Tierarzt mitnehmen
  • Der Akku hält richtig lang – laut Hersteller sind es 22 Stunden – und ist recht schnell wieder aufgeladen – laut Hersteller innerhalb einer Stunde. Damit ist er fast immer sofort einsatzbereit.
  • Den für Menschen nicht hörbaren Modus finde ich total praktisch. Dann müsst ihr selbst nicht mithören und könnt eure Katzen trotzdem entspannen (der unhörbare Modus läuft auch im hörbaren Modus mit und wird dadurch mitverknüpft)
  • Für ganz (Entscheidungs-)Faule: Ihr müsst euch keine Gedanken darüber machen, welches Signal ihr verwenden wollt.

Meine Einschätzung:

Ob sich der RelaxoPet lohnt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ein wenig leichter macht man sich die konditionierten Enspannung damit ganz sicher und wer – wie ich – gerne mal etwas faul ist beim Aufbau eines Entspannungssignals, findet damit vielleicht die nötige Motivation. Wer das Geld eigentlich gerade nicht übrig hat, ist mit einer Entspannungs-CD oder ähnlichem aber sicher auch gut bedient.

Wichtig ist auf jeden Fall, auch mit dem RelaxoPet, die konditionierte Entspannung vernünftig aufzubauen und immer wieder aufzuladen. Sonst habt ihr ziemlich sicher bald einen gegenteiligen Effekt, wenn ihr das Gerät einschaltet. Und das wäre doch sehr schade.

Ihr habt allgemeine Fragen zu Verhalten, Erziehung und Beschäftigung von Katzen? Schreibt mir gerne eine E-Mail an blog@felipaws.de mit euren Themenwünschen.

 

* Ich habe den RelaxoPet ganz regulär gekauft und bezahlt und auch sonst keine Verbindungen zum Hersteller oder Verkäufer. Dieser Beitrag spiegelt also meine ganz persönliche, unbeeinflusste Meinung wider.